Grazer U-bahn: Fahrerlose und kurze Züge
Die U-bahn für Graz ist derzeit in aller Munde. Kurt Fallast von der TU Graz über Vor- und Nachteile einer (Mini-)u-bahn. Verkehrsstadträtin Elke Kahr will den Vorschlag prüfen.
Alles einsteigen, bitte! Ginge es nach Bürgermeister Siegfried Nagl (ÖVP) würde das in Zukunft auch für eine Grazer U-bahn gelten.
Der Stadtchef sorgt mit seiner Vision, die er im Interview gegenüber der Kleinen Zeitung äußerte, für Aufsehen. Doch welche Vorteile hätte eine UBahn? Wie lang würde der Bau dauern? Und würde sie eine Straßenbahn ablösen?
Neu ist die Idee jedenfalls nicht. Bereits der einstige Stadtrat Helmut Strobl (ÖVP) forcierte das Konzept. Doch es scheiterte: „Es war von NordSüd-, jetzt ist von einer OstWest-achse die Rede. Damals wollte man Wagenlängen von 200 Metern wie in Wien, Graz braucht aber eher eine Mini-uBahn“, erklärt Tu-verkehrsexperte Kurt Fallast, der eine Machbarkeitsstudie für sinnvoll hält. „Es muss alles technisch und finanziell genau geprüft werden.“Sollte es tatsächlich so weit kommen, rechnet er mit einer Planungs- und Bauzeit von etwa zehn Jahren. Zum Vergleich: Auch in anderen, kleineren europäischen Städten denkt man über U-bahnen nach. Im griechischen Thessaloniki wird seit 2006 bereits an einer solchen gebaut, im italienischen Brescia fährt seit 2013 eine Metro durch die Stadt.
Nun meldet sich auch Verkehrsstadträtin Elke Kahr (KPÖ) zu Wort – und stellt sich nicht gegen eine U-bahn: „Die Beweisantretung, ob das für Graz sinnvoll ist, kann man jedenfalls machen.“Erfahrungen würden aber zeigen, dass der „Zug für Graz – zumindest innerstädtisch – abgefahren ist, da hätten wir früher anfangen müssen.“ Sie denkt an Möglichkeiten zur Anbindung ins Umland.
„Ich will nicht von vornherein sagen, dass es nur eine Verbindung geben könnte, man muss alles untersuchen“, ergänzt Fallast. Dass eine U-bahn den öffentlichen Verkehr ersetzen könnte, bezweifelt er: „Dervorteil bei einer Mini-u-bahn ist, dass sie fahrerlos geführt werden kann und man so Personalkosten reduzieren würde.“Eine Mini-u-bahn käme, schätzt der Experte, auf 120 bis 130 Millionen Euro pro Kilometer. Bei einer „Voll-u-bahn“wären es 200 Millionen Euro, bei Straßenbahnnetzen spricht man von 20 bis 25 Millionen Euro (jeweils pro Kilometer).
„Die Stadt ist noch nicht so weit, dass man ganze Straßenzüge sperrt und autofrei macht, wie etwa die Keplerstraße oder Elisabethstraße. Das ist genauso utopisch wie eine U-bahn. Also wieso keine Mini-u-bahn?“