Zwei Schicksalsbrüder
Åkesson, der Anführer der rechtspopulistischen Schwedendemokraten, sollte mit Heinz-christian Strache auf ein Bier gehen. Der FPÖ-CHEF kann sicher das Gefühl bestens nachvollziehen, anstelle eines Sieges nur den dritten Platz bei einerwahl erreicht zu haben. Strache hat es selbst erlebt, überwochen undmonate als Favorit gehandelt zu werden und dann amwahlabend trotz Rekordergebnis irgendwie alsverlierer dazustehen. Strache kann Åkesson aber auch Tipps geben, wie es gelingt, sich mit dem Vizekanzler abzufinden statt Regierungschef oder Wiener Bürgermeister zu werden. Ähnlich wie vergangeneswochenende die Schwedendemokraten wurde die FPÖ sowohl auf Bundesebene als auch bei derwien-wahl 2015 beiumfragen favorisiert. Als bei der Nationalratswahl dann für dieövpsebastiankurz insrennenstieg, änderte sich das Bild schlagartig. Doch das Ergebnis in Wien beeinflusste kein personellerwechsel beimkonkurrenten SPÖ. Es muss etwas anderes gewesen sein, das am Ende der Fpö-aufholjagd diemenschen in der Wahlzelle zurückschrecken ließ. Vielleicht so Sätze, wie sie Norbert Hofer, ebenfalls in Umfragen voranliegender Fp-bundespräsidentenanwärter, erst später aussprach: „Sie werden sich noch wundern, was alles möglich ist.“Michael Häupl gelang es jedenfalls 2015, deutliche neun Prozentunterschied zu retten. Die übliche Reaktion beiwahlbeobachtern ist nach derartigen „Überraschungen“ein erleichtertes Seufzen statt eindringlicher Analyse der beachtlichen Stimmerfolge. Ganz nach demmotto: Es hätte ja noch viel schlimmer kommen können. Die Rekordergebnisse für Schwedendemokraten, FPÖ, AFD und Co werden so durch eine nicht erfüllte Erwartungshaltung banalisiert.
eigentliche Frage wird aber übersehen: Warum sind nationale Egoismen, Fremdenfeindlichkeit und dieverleumdung von ganz normalen Mitmenschen wie einem Lehrling heute salonfähig? Der virtuelle Stammtisch mit seiner Radikalisierung der Positionen undworte ist ein Erklärungsansatz. Das Gegenrezept kann nur Bildung und Aufklärung heißen.
lehrt Politikwissenschaft
„Warum sind nationaleegoismen, Fremdenfeindlichkeit und Verleumdung von normalen Mitmenschen heute salonfähig?“