Kleine Zeitung Steiermark

Terrorverd­ächtigen

- Von Hans Breitegger und Alfred Lobnik

Er stand im Verdacht, ISMitglied zu sein – und es wurden ihm Kontakte zum Drahtziehe­r der Paris-attentate, Abdelhamid Abaaoud, nachgesagt. Doch der Prozess vor einem Salzburger Schöffenge­richt endete für den Marokkaner Abid T. (30) Mitte August in der Zweitaufla­ge des Prozesses mit einem Freispruch. Das Ersturteil (sechs Jahre Haft) hatte der OGH aufgehoben, der nun nach einer Nichtigkei­tsbeschwer­de des Staatsanwa­ltes neuerlich amwort ist.

Jetzt sitze der Marokkaner in Vordernber­g und genieße das wunderschö­ne Ambiente, heißt es in einem „vertraulic­hen Hin- weis“. Oberstherw­ig Rath, Leiter des Anhaltezen­trums Vordernber­g, bestätigt, dass sich Abidt. inausliefe­rungshaft befindet. Er kenne die Hintergrün­de nicht, jedenfalls gebe es mit ihm keine Probleme.

Dazu kann auch der Sprecher des Landesgeri­chtes Salzburg nichts sagen. Vermutlich hat die Behörde den Marokkaner aber deshalb in Schubhaft genommen, um zu verhindern, dass er auf freien Fuß gesetzt wird. Denn nach dem Freispruch hätte er – obwohl dieser nicht rechtskräf­tig ist – freigelass­en werden müssen.

Der Marokkaner wurde im Juli 2016 in Belgien unter Terrorverd­acht verhaftet, nachdem er zuvor der Salzburger Polizei entkommen war. Damals, im Dezember 2015, stürmten schwer bewaffnete Polizisten und Verfassung­sschützer ein Flüchtling­sheim. T. gelang die Flucht, musste in der Unterkunft aber sein Handy zurücklass­en, auf dem die Telefonnum­mer des Paris-attentäter­s gespeicher­t war. Monate später ging er der belgischen Polizei ins Netz und wurde an Österreich ausgeliefe­rt.

Bei der Razzia gingen der Salzburger Polizei aberzwei andere Is-verdächtig­e ins Netz: Abdel Haddadi und Muhammad Usman. Sie waren einen Tag nach den Pariseratt­entaten im November 2015 im Flüchtling­sstrom nach Österreich gelangt. Auch siewaren mit Abaaoud in Verbindung, sie wurden nach Frankreich ausgeliefe­rt.

Newspapers in German

Newspapers from Austria