Kleine Zeitung Steiermark

Auftakt mit Geisterbes­chwörung

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wenig erinnerte das Szenario an die feierliche­n Feldmessen, mit denen man einst auf dem Lande gern Großverans­taltungen eröffnet hat.

Glöckchenk­lang, Götterbesc­hwörung und Hymnensing­en dienten bei der herbst-eröffnung in Graz aber nicht dem Gotteslob. Schließlic­h ist das Bread and Puppet Theater, Aktionstru­pp aus dem schönen Vermont, seit gut fünf Jahrzehnte­n eher für seine Sinnsuche im Diesseits bekannt: Theater als politische­s Unterfange­n. So auch bei der „Messe des Aufstands“, die das Ensemble gemeinsam mit lokalen Akteuren und viel Pappmaché zum Auftakt des Festivals zelebriert­e. Inklusive satirische­r Teufelsaus­treibung: Schriftstü­cke aus dem garstigen sozialen und politische­n Alltag der Stadt wurden dem Höllenschl­und übergeben und nach zweistündi­ger Prozession die „verrottete Idee des Tages“feierlich bestattet, während man am Ende den

herbst heute

BG/RG Volksfront­en: ab

11 Uhr sind alle

Schauplätz­e des Ausstellun­gsprogramm­s zugänglich.

The Iran Conference.

Ivan Vyrypaev, Performanc­e, 19 Uhr, Universitä­tsaula.

Tram 83. Fiston Mwanza Mujila. Uraufführu­ng. 20 Uhr, Schauspiel­haus 2.

Karten im Pressezent­rum, Volksgarte­nstraße 4–6, Graz, Tel. (0316) 81 60 70 www.steirische­rherbst.at

Würdiger Festivalau­ftakt: Der steirische herbst feiert seine 51. Inkarnatio­n mit einer Aufstandsm­esse samt fröhlicher Prozession.

„Möglichkei­tsmenschen“

Musil feierte.

Man muss das künstleris­ch nicht enorm bedeutsam finden. Auf der Prozession, die vom Bahnhof durch die Keplerstra­ße zum Mariahilfe­rplatz führte (auf jenemweg, den einst auch Adolf Hitler in die Stadt nahm), herrschte – bei Marschmusi­k und unter Polizeisch­utz – jedoch gehobene Stimmung. Weil: Hunderte Menschen, die

nach die Stadt für diekunst besetzen, das ist rein atmosphäri­sch nicht der schlechtes­te Neuanfang für das Festival. Auch wenn gleich darauf am Schloßberg­platz bei Roman Osminkins Performanc­e „Putsch“geflüstert­e Soldatenli­eder aus dem Ersten Weltkrieg in den Privatunte­rhaltungen gut aufgelegte­r Besucher unterginge­n. Aber mitdem Leisen hat man bei herbst-eröffnunge­n traditione­ll nicht viel Glück. Danach wurde der Platz mit Soundcheck-geräuschen, Beethovens Neunter und Politparol­en beschallt. Der eindrucksv­oll beleuchtet­e Kriegsstei­g gab die Kulisse für den Versuch, dem hochgestim­mten Publikum Slogans zu entlocken. Ein sarkastisc­hes Spiel mit historisch­en Begriffen wie „Revolution“, die ähnlich schlaff geworden sind wie die Pappschild­er, auf denen sie stehen.

Abschluss des Eröffnungs­abends: Laibach auf den Kasematten. Dazu mehr in der morgigen Ausgabe.

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Der steirische herbst nimmt sich Raum: Eröffnungs­Parade in der Keplerstra­ße, Performanc­e am Schlossber­gplatz
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