Reifentanz
Sie sind die stillen Helden im Motorsport. Im Mercedes-team sind heuer in Spielberg 64 Mechaniker im Dauereinsatz.
Während die beiden Dtm-piloten Edoardo Mortara und Daniel Juncadella die Boxengasse auf dem Red-bull-ring mit dem Fahrrad inspizierten und die Mercedes-mitarbeiter mit einem gut gelaunten „Good morning“begrüßten, dröhnte ein atemberaubendes „Go, go, go“aus der Boxengasse. Und das um exakt 9.10 Uhr in der Früh – Pit-stop-training als Muntermacher. An einem DTM-RENNwochenende findet nämlich von Donnerstag bis Sonntag einmal täglich eine sogenannte Boxenstopp-session für diemechaniker-mannschaft statt. och wie sieht er eigentlich aus, der perfekte Boxenstopp? Markushetzler, einer von insgesamt 64 Mercedes-mechanikern in der Steiermark, erzählt: „Ideal wäre unter 6,5 Sekunden. Das strebt man immer wieder aufs Neue an. Im Training versuchst du, alles zu perfektionieren. Das fängt beim Hinauslaufen aus der Box an. Man kann die Situation wie ein
Deingespieltes, koordiniertes Ballett beschreiben. Es geht um Millisekunden. Für ein paar Augenblicke trägst du die ganze Verantwortung.“
Auto hoch, Reifen ab, Reifen drauf, Auto runter – fertig. Der Druck, dabei keine Fehler machen zu dürfen, kann einen an seine Grenzen bringen – auch deshalb, da die Autos absolut am Limit gebaut sind. „Es hängt die ganze Arbeit dran und du musst dir im Klaren sein, was du machst.“Der 51-Jährige ist übrigens zuständig für die Luftlanze, durch die das Auto angehoben wird. Hetzler: „Sobald alle Räder befestigt sind, bekomme ich ein Zeichen, ziehe die Lanze wieder heraus und das Auto kann losfahren.“Rund 10.000 Pit-stops hat der deutsche Routinier, der sich heuer um den Boliden von Juncadella kümmert, schon absolviert. Seinen langjährigen Erfahrungsschatz schätzen die Dtm-fahrer: „Sie bedanken sich immer. Sie sind durch die Bank coole, lockere Typen.“ Fokus beim Pit-stop-training
Mechaniker im Automobilrennsport ist ein Job, der auf der einen Seite Fachwissen, Teamfähigkeit und Engagement erfordert. Die körperliche Fitness spielt natürlich auch eine wesentliche Rolle und nicht zu vergessen ist die Liebe zum Detail. Eigenschaften, diemechaniker mitbringen müssen. Das ist das Stichwort, denn Nader el Bayar gehört dem Hydraulikteam bei Mercedes an und machte sein Hobby zum Beruf. „Man versucht ständig, neue Set-up-änderungen der Ingenieure umzusetzen, und man checkt, ob ja alles richtig eingebaut ist.“Nach einem Rennwochenende werden die Autos komplett zerlegt und die einzelnen Komponenten wie Motor oder Getriebe kommen in die jeweiligen Abteilungen zurrevision. Nach einer letzten Begutachtung können die Teile dann wieder eingebaut werden. Die Renntage selbst gestalten sich als Dauereinsatz, wobei der späte Freitagnachmittag zur großen Herausforderung wird. „Du hast dreieinhalb Stunden Zeit und gibst Vollgas, um das Auto fertig zu bekommen, bis es dann abgedeckt wird.“
Was macht diese Faszination aus? „Am Ende des Tages will einfach jeder das beste Team sein. Und so treibt man sich noch mehr an.“