„Fenster zum Himmel, Türenzu den Menschen“
Wolfgang Rehner, neuer evangelischer Superintendent in der Steiermark, über seine Ziele, die Herausforderungen von Kirchesein 2018 und die Faszination „Aufsteirern“.
die anderen bewegt und ausmacht, wahrnehmen und wertschätzen. Das Thema macht uns trotzdem Sorgen. Unsere Theologen wollen nach ihrem Studium in Wien (einzige Fakultät Österreichs, Anm.) oft dortbleiben. Und den Überhang, den es bisher in Deutschland gab, gibt es jetzt nicht mehr. Wir können also in Zukunft nicht mehr mit viel Hilfe rechnen. Hinzu kommt, dass evangelische Pfarrer auch in der Schule unterrichten. Dafür braucht es seit Kurzem einen zweiten Abschluss, eine weitere Hürde. Das heißt: Wir müssen künftig verstärkt vermitteln, dass Pfarrer sein ein lohnender und erfüllender Beruf ist. Und das ist er wirklich.
Wie wird es dannumden Religionsunterricht bestellt sein?
Uns als evangelischer Kirche und dem Staat ist Qualitätssicherung beim Religionsunterricht ein großes Anliegen. Allerdings haben wir aufgrund der steigenden Mobilität der heutigen Gesellschaft immer mehr Orte, an denen es nur ein, zwei evangelische Kinder gibt. Die steigende Zahl an Religionsgemeinschaften erschwert die Administrierbarkeit des Religionsunterrichts an den Schulen zusätzlich. Wir müssen da- von ausgehen, dass wir in Zukunft mit dem Religionsunterricht nicht mehr flächendeckend die religiöse Erziehung der Jugend gewährleisten können.
Wäre ein modularer Unterricht denkbar? Ein christlicher Religionslehrer für gemeinsame Inhalte und zeitlich begrenzt ein Lehrer für die spezifischen Glaubensinhalte der jeweiligen Kirche?
Wir müssen über solche Möglichkeiten sprechen, damit Religion ein Hauptfach bleibt.
Die Wiener Lehrerin Susanne Wiesinger fordert in ihrem Buch eine stärkere Trennung zwischen Staat und Religion. Zu Recht?
Gerade wir Protestanten betonen, dass Glaube eine persönliche Sache ist, aber nie nur Privatsache. Ich denke auch nicht, dass das die jetzigen Probleme lösen könnte. Vielmehr kann Glaube Menschen verbinden und seine Stimme für die erheben, die keine haben. Wenn wir uns an die Amokfahrt 2015 in Graz erinnern: Die Stadt war sprachlos, doch das gemeinsa-