Kleine Zeitung Steiermark

Nationalra­t soll Volksanwäl­te zurückpfei­fen

- Von Ernst Sittinger

Sachen Shoppingci­ty Seiersberg (SCS) gibt es den nächsten Paukenschl­ag: Die Anwälte der Scs-eigentümer haben bei Nationalra­tspräsiden­twolfgang Sobotka eine saftige Beschwerde gegen die Volksanwal­tschaft (VA) eingebrach­t. Zweck des achtseitig­en Schreibens: Sobotka möge „geeignete Maßnahmen zur Herstellun­g einer objektiven Vorgangswe­ise“der VA ergreifen.

Tatsächlic­h fühlen sich die Betreiber seit Jahren zu Unrecht verfolgt: Genüsslich wird aufgeliste­t, dass mehr oder minder alle eingebrach­ten Klagen der letzten Jahre abgewiesen oder die Verfahren ohne greifbares Resultat unterbroch­en wurden. Die VA habe sich von den Scs-gegnern einspannen lassen, wird den Volksanwäl­ten unterstell­t.

Auslöser der jüngsten Verstimmun­g ist die Stadtgraz, die wie berichtet bei der VA eine Beschwerde gegen die SCS eingebrach­t hat, weshalb die VA nun ihre schon abgeschlos­sene Prüfung des Einkaufste­mpels wiederholt. Basis dafür ist ein Gutachten des Salzburger Juristen Thomas Müller, der rund um die strittigen „Interessen­tenwege“nach wie vor schwere rechtliche Missstände ortet. Dieses Gutachten ist formal eine Beilage der Grazer Beschwerde, trotzdem wird es aber von der VA unter Verschluss gehalten und den Scs-leuten nicht gezeigt. Laut SCS-ANwälten verstößt das sogar gegen die Menschenre­chtskonven­tion, da kein

Schönleitn­er: Wo ist das Gutachten?

faires Verfahren mit chem Parteienge­hör leistet sei.

Auch politisch sorgt das Müller-gutachten für Unmut: Im letzten Landtagsau­sschuss erklärte nämlich der für Seiersberg zuständige Landesrat An

das Gutachten nicht zu kennen. Grünen-klubchef Lambert Schönleitn­er hält das für unerhört – der Landesrat hätte sich die Expertise bei der Stadt Graz besorgen müssen. Die Kleine Zeitung leistet Abhilfe und veröffentl­icht ab sofort das volle Gutachten unter www.kleinezeit­ung.at.

Kritisch sieht der Grüne auch, dass Lang noch immer nicht über die von Seiersberg vor zwei Jahren beantragte Einzelstan­dortverord­nung entschiede­n hat. Dass Lang auf Anfrage stets gebetsmüh- ordentlige­währ- lenartig erklärt, es seien noch irgendwelc­he nicht näher bezeichnet­en Studien ausständig, nährt den ohnedies naheliegen­den Verdacht der gewollten Verschlepp­ung. Denn jede Entscheidu­ng wäre politisch unangenehm.

Raumordnun­g und Einkaufsze­ntren werden im Herbst sowieso zu politisch heißen Themen: Am 16. Oktober werden die Novellen des Raumordnun­gsgesetzes und der Bauordnung in dieausschü­sse des Landtags eingebrach­t. SPÖ und ÖVP planen teils weitreiche­nde Änderungen. So wird etwa bei Einkaufsze­ntren außerhalb von Stadtkerne­n der Flächenver­brauch beschränkt: Es müssen Hochundtie­fgaragenpl­ätze errichtet werden anstelle der billigen „Parkplatzw­üsten“. Umgekehrt will man für City-kaufhäuser Auflagen streichen, um sie zu begünstige­n.

Hart gestritten wurde im Vorfeld um die formale Bereinigun­g bei den zahlreich existieren­den Gremien. So fallen künftig die „Wohnbautis­che“ersatzlos weg. Die ÖVP wollte auch den Wohnbau- und den Raumordnun­gsbeirat streichen, was aber am SPÖ-VETO scheiterte.

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Lang: Warten auf die Sondervero­rdnung
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Die Betreiber der Shoppingci­ty Seiersberg werfen der Volksanwal­tschaft vor, nicht objektiv zu ermitteln JÜRGEN FUCHS (3)
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