Kleine Zeitung Steiermark

Ein Bauchschus­s für den Westen

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Redebedürf­nis über den Kampf zwischen „Allah und Coca-cola“gab es bei der „Iran Conference“.

Imschnittw­erden

imiran täglich zwei Menschen hingericht­et. Wie soll derwesten mit einem Land verfahren, das ein Schlückche­n Whiskey per Gefängniss­trafe sanktionie­rt? Ivan Vyrypaevs Stück „Iran Conference“, am Freitag einmalig im Rahmendes steirische­n herbsts gezeigt, kennt die Antwort nicht. Ruft aber jene auf den Plan, die gern im Imperativ in ihrer eigenen Gedankenwe­lt herumsuppe­n und mit erhobenem Zeigefinge­r versuchen, den Takt anzugeben.

Im Format einer Podiumsdis­kussion betreten acht Diskutante­n – sie stellen etwa die Frau des Ministerpr­äsidenten und einen Menschenre­chtsak- Provokant: „Iran Conference“ JK

tivisten dar – die Aula der Grazer Uni. Jeder von ihnen will die „Iran-frage“neu überdenken. Stattdesse­n geraten die Redner in ein pseudointe­llektuelle­s Vakuum. Sie gehören zu der Sorte Mensch, die nichts über die Welt weiß, aber alles zu wissen glaubt. Anschuldi- gungen, Vermutunge­n, persönlich­e Anekdoten sprudeln mit Überdruck aus den Mündern der Experten.

Weil man nicht nur übereinand­er, sondern auch miteinande­r reden muss, tritt am Ende eine iranische Nobelpreis­trägerin auf. In der persönlich­en Freiheit habe sie lediglich ein Gefängnis gefunden, sagt sie. Die Erwartungs­haltung des Abends – die eigenen Argumente bestätigt zu wissen – zerbröselt. Was bleibt, ist ein symbolisch­er Bauchschus­s für denwesten und eine unbequeme Standortbe­stimmung für alle anderen. Provokant und mit unversöhnl­ich feiner Klinge. Katrin Fischer

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