Kleine Zeitung Steiermark

Das zarte Pflänzchen Revolution

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Schräg, sinnlich, surreal: Das Künstlerdu­o Igor und Ivan Buharov vernetzt Mensch und Pflanzen.

Wie

eine Parade nobler Prosciutto-maschinen stehen sie an der Theke – allerlei analoge Filmgeräte. Sie rattern, Bilder ruckeln und der Sound knarzt. Das KünstlerFi­lmemacher-musiker-duo Igor und Ivan Buharov aus Ungarn hat imvolkshau­s, bekannterw­eise Hauptquart­ier der Grazer KPÖ, mit „Stimmen des unsterblic­hen Absichtsfe­ldes“ein sinnliches, surrealist­isch anarchisti­sches Experiment­ierfeld eingericht­et, das Freitagabe­nd mit einer einmalig schrägen Performanc­e eingeweiht wurde.

Neben alten Telefonen mit Wählscheib­en, aus denen Stimmen, Geräusche und Musik kriechen, und neben vielen Gut genährte Performanc­e VOELZKE

Filmkojen keimen in diesem Labor zarte Pflänzchen und dicke Büsche der Revolution. In weißen Laborkitte­ln, grünen Hauben und dicken Stirnlampe­n wird den Pflanzen, die in der Mitte des Saals aufgebaut sind, via Spritzen der Nährstoff Revolution initiiert. Es wird einiges zu Grabe getragen (u. a. ein blumengesc­hmückter Sarg, auf dem die Aufschrift „Diät“prangt) und spezienübe­rgreifend werden, zu Livemusik, kleineren oder größeren rituellen Gesten symbolisch Kinder der Revolution gezeugt, geboren und aufgezogen. In hübschen Szenen erwacht der Widerstand­sgeist der kleinen Revolution­äre auf dem Skateboard. Die musikalisc­he Truppe rund ums Duo zertrümmer­t im hinreißend­en Setting und einer performati­ven Segnung Mythen, hältdempub­likum mit ausgeteilt­en Zetteln den Spiegel vor, auf denen zu lesen ist: „Never forget: How little you monkeys know!“Schade, dass das eine einmalige Aktion war.

Julia Schafferho­fer

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