Kleine Zeitung Steiermark

Törggelen und viel mehr

- Von Gerhard Leeb

Brixen (ital. Bressanone), über Jahrhunder­te „Fürstbisch­of-stadt“und heurige „Alpenstadt des Jahres“, ist ganzjährig reizvoll. Aber im Herbst legt das Zentrum des Eisacktale­s nochmals „einen drauf“. Es ist die Zeit deswandern­s und des „Törggelen“.

Mit „Törggelen“wird eine aus der Tradition geborene Genusswand­erung bezeichnet. Der Name selbst kommt vom Eisacktale­r und vom aus dem lateinisch­en „torculum“(Drehpresse) stammenden Begriff „Torggl“. Diese Weinpresse wird von mehreren Männern stundenlan­g gedreht, um auch den letzten Saft aus den Trauben zu bekommen.

Aus den anschließe­ndenhoffes­ten für die Weinbauern­familien und die Nachbarn wurde eine Attraktion, an der inzwischen jeder, der gerade im Tal weilt, teilnehmen kann. Wer einem „guten Tropfen“, einer genussvoll­en Mahlzeit und den zu dieser Zeit ebenfalls reifen Kastanien (Maroni) nicht abgeneigt ist, der macht sich im September und Oktober von Brixen aus auf den Weinberge. Weg durch die

Die Stadt selbst – 901 n. Chr. als Meierhof vom Karolinger Ludwig IV. erstmals urkundlich erwähnt – geizt das ganze Jahr nicht mit seinen Reizen. Durch die baulich gut erhaltene Altstadt wird jederbesuc­h zu einer Zeitreise. Selbst in den heißen Sommermona­ten verströmen die alten, für Südtirols Städte typischen „Laubengäng­e“Kühle und anderswo verloren gegangenea­tmosphäre. Wenn die Sonne tief steht, fühlt man sich fast tausend Jahre zurückvers­etzt in die Zeit des Konziles von 1080, bei dem Wibert von Ravenna als Clemens III. gegen Gregor VII. zum Papst gewählt wurde.

Und auch wenn sich Brixen heute mit Bozen den Bischofs- sitz teilt: Kirchenges­chichtlich scheint die Zeit stillzuste­hen. Ein erster Rundgang in der Stadt führt vom Brixner Dom mit dem angrenzend­en Domkreuzga­ng zur Frauenkirc­he und der Johanneska­pelle. Von dort geht es weiter zur Hofburg der ehemaligen Fürstbisch­öfe und dem Priesterse­minar. Durch die beiden Laubengass­en kommt man zum Klarissenk­loster, dem Mutterhaus der Brixner Tertiarsch­western. Und danach warten immer noch das Kapuzinerk­loster, die Pfarrkirch­e St. Michael sowie die evangelisc­hen Kirchen St. Gotthard und St. Erhard auf die Besucher.

Brixen ist eine Stadt, die man noch mit allen Sinnen wahrnimmt. Sie hat sich nie „über einen Kamm scheren“lassen. Man hört noch die Vögel in den Büschen, das Klappern von Schuhen auf den Pflasterst­einen, diskutiere­nde, Waren anbietende und lachende Menschen. Man riecht die angebotene­n Korbwaren und das frische Brot und Gebäck in den Bäckereien. Letzteres Anfang Oktober am Domplatz besonders stark. Um diese Zeit geht der „Brot- und Strudelmar­kt“über

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 ??  ?? 23. SEPTEMBER 2018 Im Mittelpunk­t des herbstlich­en „Törggelens“stehen der neueWein und die Maroni. Brixen ist zu jeder Tageszeit eine Stadt für alle Sinne (rechts)
23. SEPTEMBER 2018 Im Mittelpunk­t des herbstlich­en „Törggelens“stehen der neueWein und die Maroni. Brixen ist zu jeder Tageszeit eine Stadt für alle Sinne (rechts)
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