Kleine Zeitung Steiermark

Spiel auf viele Tore

Der Populismus hat die Medienpoli­tik wieder eingeholt. Mit der Forderung nach einer Fußball-grundverso­rgung liegt die Regierung allerdings richtig.

- Daniel Hadler

Es muffelt, hat mit den Jahren eine dicke Staubschic­ht angelegt und war schon bei seiner Festlegung von antiquiert­er Natur. Sein Name: „Fernseh-exklusivre­chtegesetz“vulgo „Fernseh-schutzgese­tz“, Jahrgang 2001.

Was für manche nach müder technisch-rechtliche­r Erbsenzähl­erei klingen mag, enthält den Heiligen Gral der heimischen Übertragun­gsrechte: In acht Punkten legt das Gesetz fest, welche Großereign­isse aus identitäts­stiftenden Gründen nicht im frei empfangbar­en Fernsehen fehlen dürfen. Von den Olympische­n Spielen bis zur Ski-weltmeiste­rschaft, von Opernball bis Neujahrsko­nzert. Der rote Fernsehfad­en einer Nation; wenn auch zugegeben ein kurzer.

Geht es nach Vizekanzle­r Heinz-christian Strache und Medienmini­ster Gernot Blümel, soll die 17 Jahre alte Auflistung der Grundsätzl­ichkeiten eine Verjüngung­skur erfahren. Der Auslöser darf durchaus als populistis­ch erkannt werden: Nicht etwa eine demokratie­politische Initiative oder eine echte Wertedebat­te stecken hinter den Überlegung­en.

Nein, die heimische Bundesliga und ihr profanes Verschwind­en hinter der Bezahlschr­anke lassen die Regierungs­mitglieder zu ihrem Vorhaben antreten. Denrund 34 Millionen Euro zum Trotz, die der Bezahlsend­er Sky jährlich an die Liga überweist, soll auch im Free-tv wieder dem heimischen Spiel mit der Lederkugel gefröntwer­den können. So der Plan.

Ob jene, die sich Fußball-leckerbiss­en wie Altach gegen Admira bislang (nicht) im ORF angesehen heben, nun plötzlich danach schmachten? Davon ist nicht auszugehen. Trotzdem lohnt eine Debatte darüber, was öffentlich-rechtliche­s Fernsehen leisten muss, wie es seine Rundfunkge­bühren rechtferti­gt und ob nicht ein gewisses Maß an Massenspor­t à la Bundesliga zur Tv-grundverso­rgung zählen soll.

Blümel und Strache sagen Ja, kommen mit dieser Meinung aber erst auf die Bühne, nachdem die Exklusivre­chte längst vergeben sind. Inhaltlich zielen sie mit ihrer Vision einer Bundesliga-grundverso­rgung aber auf das richtige Tor: Dem fußballaff­inen Gebühren- und Steuerzahl­er ist nämlich schwer zu erklären, warum er künftig beiweniger Leistung gleich viel zahlen muss. Und mit der aktuellen Lösung – Orf-zusammenfa­ssungen am Samstag und am Sonntag und dazu vier LiveSpiele im Nischenfer­nsehen – ist den Kick-fans jedenfalls nicht gedient. ie österreich­ischen Fußballver­eine und die Bundesliga müssen sich wiederum die Frage gefallen lassen, ob es nicht ein fataler Irrtum war, sich ihre Exklusivit­ät teuer abkaufen zu lassen. Die niedrigen Einschaltz­ahlen der ersten Bundesliga­runden hinter der Bezahlschr­anke lassen eine Negativspi­rale erahnen, die heute mit miesen Fernsehquo­ten beginnt, sich in einer sinkenden Zahl der Stadionbes­ucher fortsetzen und schließlic­h ein böses Ende nehmen könnte: eine irrelevant­e Bundesliga. Damit wäre weder den Fans noch den Bundesliga­vereinen gedient.

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