Spiel auf viele Tore
Der Populismus hat die Medienpolitik wieder eingeholt. Mit der Forderung nach einer Fußball-grundversorgung liegt die Regierung allerdings richtig.
Es muffelt, hat mit den Jahren eine dicke Staubschicht angelegt und war schon bei seiner Festlegung von antiquierter Natur. Sein Name: „Fernseh-exklusivrechtegesetz“vulgo „Fernseh-schutzgesetz“, Jahrgang 2001.
Was für manche nach müder technisch-rechtlicher Erbsenzählerei klingen mag, enthält den Heiligen Gral der heimischen Übertragungsrechte: In acht Punkten legt das Gesetz fest, welche Großereignisse aus identitätsstiftenden Gründen nicht im frei empfangbaren Fernsehen fehlen dürfen. Von den Olympischen Spielen bis zur Ski-weltmeisterschaft, von Opernball bis Neujahrskonzert. Der rote Fernsehfaden einer Nation; wenn auch zugegeben ein kurzer.
Geht es nach Vizekanzler Heinz-christian Strache und Medienminister Gernot Blümel, soll die 17 Jahre alte Auflistung der Grundsätzlichkeiten eine Verjüngungskur erfahren. Der Auslöser darf durchaus als populistisch erkannt werden: Nicht etwa eine demokratiepolitische Initiative oder eine echte Wertedebatte stecken hinter den Überlegungen.
Nein, die heimische Bundesliga und ihr profanes Verschwinden hinter der Bezahlschranke lassen die Regierungsmitglieder zu ihrem Vorhaben antreten. Denrund 34 Millionen Euro zum Trotz, die der Bezahlsender Sky jährlich an die Liga überweist, soll auch im Free-tv wieder dem heimischen Spiel mit der Lederkugel gefröntwerden können. So der Plan.
Ob jene, die sich Fußball-leckerbissen wie Altach gegen Admira bislang (nicht) im ORF angesehen heben, nun plötzlich danach schmachten? Davon ist nicht auszugehen. Trotzdem lohnt eine Debatte darüber, was öffentlich-rechtliches Fernsehen leisten muss, wie es seine Rundfunkgebühren rechtfertigt und ob nicht ein gewisses Maß an Massensport à la Bundesliga zur Tv-grundversorgung zählen soll.
Blümel und Strache sagen Ja, kommen mit dieser Meinung aber erst auf die Bühne, nachdem die Exklusivrechte längst vergeben sind. Inhaltlich zielen sie mit ihrer Vision einer Bundesliga-grundversorgung aber auf das richtige Tor: Dem fußballaffinen Gebühren- und Steuerzahler ist nämlich schwer zu erklären, warum er künftig beiweniger Leistung gleich viel zahlen muss. Und mit der aktuellen Lösung – Orf-zusammenfassungen am Samstag und am Sonntag und dazu vier LiveSpiele im Nischenfernsehen – ist den Kick-fans jedenfalls nicht gedient. ie österreichischen Fußballvereine und die Bundesliga müssen sich wiederum die Frage gefallen lassen, ob es nicht ein fataler Irrtum war, sich ihre Exklusivität teuer abkaufen zu lassen. Die niedrigen Einschaltzahlen der ersten Bundesligarunden hinter der Bezahlschranke lassen eine Negativspirale erahnen, die heute mit miesen Fernsehquoten beginnt, sich in einer sinkenden Zahl der Stadionbesucher fortsetzen und schließlich ein böses Ende nehmen könnte: eine irrelevante Bundesliga. Damit wäre weder den Fans noch den Bundesligavereinen gedient.
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