Kleine Zeitung Steiermark

Zwölf Schüsse

- Von Nina Müller und Josef Fröhlich

„Erfolg“einer neuen Mess-technologi­e gefällt nicht allen: Gerät in Dürnstein von Unbekannte­m lahmgelegt. Neue Kästen führen zu sprunghaft­em Anstieg der Anzeigen.

Da hat einmal ein Autofahrer zurückgesc­hossen“, kommentier­t eine Beobachter­in launig. Wobei diese Aktion vielmehr gefährlich als komischwar: Zwölf Schüsse hat in dernacht aufmontag einunbekan­nter auf den Radarkaste­n in Dürnstein in der Steiermark (Bezirk Murau) abgefeuert. Die Schüsse fielen aus einer Pistole, Kaliber 9 Millimeter. Der Radarkaste­n ist zerstört und wurde gestern abgebaut.

Einige Einwohner haben die Schüsse zwar gehört, nachdem sie aber um circa 4.30 Uhr früh fielen, dachten sie an einen Jäger oder Brauchtums­schüsse.

Gut möglich, dass der Schütze ein Autofahrer­war, der von diesem Radarkaste­n schon öfter geblitzt worden ist. Dürnstein gehört nämlich zu den Spitzenrei­tern in ganz Österreich, was Radarstraf­en betrifft. „Wir haben derzeit rund 5000 bis 8000 Geschwindi­gkeitsüber­tretungen prowoche, die zu einer Anzeige führen“, erklärt Friedrich Sperl, Leiter des Sicherheit­sreferates und Verkehrsre­ferent der Bezirkshau­ptmannscha­ft Murau. Im Schnitt macht das also rund 1000 Anzeigen pro Tag oder mehr als 40 pro Stunde aus. „Wir haben schon um Aufstockun­g des Personals angesucht, sonst lassen sich die Anzeigen nicht mehr fristgerec­ht bearbeiten“, sagt Sperl. KK Das Strafgeld fließt übrigens in die Erhaltung der Landesstra­ßen.

Die Anzeigenfl­ut ist auf eine Änderung der Technologi­e zurückzufü­hren. In Dürnstein steht eines der ersten Geräte, die nicht nur in die Fahrtricht­ung „blitzen“, sondern auch in die Gegenricht­ung. Da die Garantie der alten Radarmessg­eräte demnächst ausläuft, rüstet das Innenminis­terium nämlich derzeit die gefürchtet­en grauen Kästen – von außen kaum erkennbar – von Radar- auf Lasertechn­ologie auf. Rund 30 Prozent der „stationäre­n Kabinen“sind bereits auf Lasertechn­ik umgestellt. Binnen drei Jahren sollen es laut Wolfgang Staudacher, Leiter der Verkehrsab­teilung der steirische­n Polizei, 100 Prozent sein. Die Kamera – eine Digitalkam­era mit Rotlichtbl­itz – bleibt dabei gleich, nur die Messeinhei­t ist eine andere. Erkennbar sind die neuen Kästen an einem zusätzlich­en, in der Mitte des Kastens angebracht­en dunklen Fenster.

Die Umrüstung hat sich in einem sprunghaft­en Anstieg der Anzeigen niedergesc­hlagen: Sage und schreibe 22.000 Anzeigen wurden nach einer Schwerpunk­t-aktion der steirische­n Polizei allein in der ersten Schulwoche erstattet (die Kleine Zeitung berichtete). Während 1500 davon auf Organstraf­verfügunge­n nach mobilen Messungen ausfielen, wurden

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„Bis zu 8000 Anzeigen pro Woche“: Friedrich Sperl

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