Kleine Zeitung Steiermark

„Die Vorwürfe machenmich traurig“

- Von Manuela Swoboda

Die steirische Hebamme Ninaegger arbeitet für „Ärzte ohne Grenzen“auf der „Aquarius“. Welcher Hafen das Flüchtling­s-rettungssc­hiff nach dem Entzug der Flagge aufnehmen wird, ist ungewiss.

Nina Egger ist hart imnehmen. Die 32-Jährige sitzt mit ihren Kolleginne­n und Kollegen von „Ärzte ohne Grenzen“, „SOS Mediterann­ée“und der Schiffscre­w der „Aquarius“irgendwo in den Gewässern vor Libyen fest. In welchem Hafen das Rettungssc­hiff anlegen wird, ist unklar.

Panama hat nach eigenen Angaben am Sonntag auf Druck Italiens dem Flüchtling­s-rettungssc­hiff „Aquarius“die Flagge und damit die Zulassung entzogen. Erst seitaugust­weht die Flagge Panamas vom Mast der „Aquarius“. Zuvor hatte Gibraltar seine Flagge entzogen.

Damit ist das letzte private Rettungssc­hiff im zentralen Mittelmeer lahmgelegt. Italien dementiert indes zwar, Druck auf Panama ausgeübt zu haben, allerdings erklärt Italiens Innenminis­ter und Lega-chef Matteo Salvini: „Kein Land auf derwelt will mit einem Schiff in Verbindung gebracht werden, das sich bei Rettungsei­nsätzen im Meer querstellt, die Koordi- nierung der libyschen Küstenwach­e ablehnt.“

NINA EGGER: Das stimmt so ja nicht! Dieser Vorwurf ist doch fadenschei­nig. Libyen ist schließlic­h kein sicheres Land! Der Großteil jener Menschen, die wir zuletzt aus dem Meer gerettet haben, sind ja aus Libyen geflüchtet.

Wie viele Flüchtling­e „Aquarius“an Bord?

58 Menschen. Davon sind 17 Frauen und 17 Minderjähr­ige. Am Sonntag haben wir vor Libyen wieder Dutzende Menschen aus dem Meer gefischt. Erschöpft, dehydriert, am Ende.

Nun sucht die „Aquarius“erneut nach einem Hafen zum Anlegen. Wie ist die Stimmung an Bord?

Die Geretteten bekommen das alles nicht so mit, wir zeigen unsere Sorgen nicht wirklich. Im Team sind wir schon sehr betroffen. Es ist schockiere­nd, dass dem Schiff, offenbar auf Druck von Italien, die Zulassung entzogen wurde.

die „Aquarius“würde das Schlepperw­esen und den Menschenha­ndel fördern?

Das stimmt einfach nicht. Der Vorwurf macht mich traurig. Wären wir nicht da, würden alle ertrinken. Die Menschen nehmen diesen Weg auch auf sich, ob wir da sind oder nicht. All diese Leute haben nicht mehr viel zu verlieren, wenn sie sich auf diesen Weg machen. Sie sind am Ende, psychisch wie physisch. Viele haben grauenhaft­e Geschichte­n hinter sich. Und die Frauen, so viele Frauen, sind Opfer sexueller Gewalt.

Reden die Frauen denn darüber?

Nicht gleich. Nach und nach. Wir fragen vorsichtig, sprechen sie zunächst nicht direkt an, wir erzählen von anderen. Am An-

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