„Leere Flächen muss man nutzen“
Ganz schön geschäftig: was Graz von einer Geisterstadt lernen kann.
Sechs
Stunden Zeitunterschied, knapp 400.000 Einwohner mehr und etwa 7.000 Kilometer Entfernung liegen zwischen Detroit und Graz, dennoch verbindet die zwei Städte mehr, als es auf den ersten Blick scheint. Erste Verbindung: Beide zählen zu denweltweit 22Unescocities of Design. Aus diesem Anlass reiste eine Delegation aus Grazer Start-ups – darunter „das Gramm“und „Venuzle“– und der städtischen Wirtschaftsabteilung in die USA. Ziel: den Austausch der Kreativszene fördern.
Besonders aufgefallen ist der Reisegruppe der Leerstand vor Ort: „Es gibt in Detroit überall leer stehende Fabriken, es ähnelt teils einer Geisterstadt“, sagt Stefanie Stebegg von der Wirtschaftsabteilung. „Große Immobilienträger sind hier sehr umtriebig und bringen viel Ansiedlung zurück in die Stadt.“Womit wir zur zweiten Verbindung der beiden Cities of Design kommen: „Mit Leerstand haben viele Städte zu kämpfen, da sehen wir auch den Konnex von Detroit zu Graz “, meint Stebegg. Auch in Graz wolle man leer stehende Flächen jungen Kreativen stärker zur Verfügung stellen.
„Derzeit machen wir eine Erhebung zu den Leerstandsflächen in der Innenstadt, dann folgen die äußeren Bezirke“, sagt die Projektverantwortliche Pia Paierl. Im Zuge dessen findet ein Relaunch der Webseite www.freielokale-graz.at bis Jahresende statt, auf der Eigentümer und Immobilienmakler Büromöglichkeiten gratis anbieten können. „Wir wollen besser kommunizieren, wo was frei ist“, erklärt Paierl. Der Bedarf sei da, die Herausforderung liege darin, denkontakt zu den Eigentümern von leer ste-
Grazer Kreative in Detroit (l.), leer stehende Flächen sind dort wie auch in Graz Thema
STEBEGG/FOTOLIA henden Flächen herzustellen und ihnen „eine Zwischennutzung schmackhaft“zu machen. Im Jakominiviertel und in der Annenstraße gibt es besonders viele freie Flächen. „Leerstand alleine ist nichts Negatives, nur dadurch kann schließlich etwas Neues entstehen und Grätzel Aufwertung erfahren“, sagt Paierl. So wie an vielen Ecken in Detroit. Verena Schaupp