Rote Widersprüche
Pamela Rendi-wagner, Beatemeinl-reisinger und Maria Sternwerden nun drei von fünf Parlamentsparteien von Frauen geführt. So schnell kann es manchmal gehen, auch wenn es bei der SPÖ 130 Jahre gedauert hat. Einzig die ÖVP hat noch keine weibliche Führung auf Bundesebene erlebt, jedoch mitwaltraudklasnic die erste Frau Landeshauptmann gestellt und mit Johanna Mikl-leitner die einzige aktuelle Landeshauptfrau.
Rendi-wagner als Parteichefin ist eher ein Betriebsunfall nach einem überaus holprigen Abgang ihres Vorgängers Christian Kern denn gezielte Strategie der SPÖ für mehr Sichtbarkeit von Frauen in politischen Spitzenämtern. Eigentlich ein Armutszeugnis für eine Partei, die sich seit ihrer Gründung die Emanzipation der Frau auf die Fahnen geschrieben hat. Aber schreiben heißt eben noch lange nicht leben. Denn trotz Rendi-wagner sind die meisten Spitzenjobs in den Machtzentren der SPÖ, etwa bei Gewerkschaft und großen Landesorganisationen, fest in männlicher Hand.
Der Umgang mit der erst 2017 der Partei beigetretenen Quereinsteigerin sollte aber alle Frauen hellhörig machen. Gerne in der Öffentlichkeit vereinnahmend „unsere Pam“genannt, fällt etwa Bundesgeschäftsführer Max Lercher nicht viel mehrein, als dassrendi-wagner „einfach toll“ist, wohingegen derwiener Bürgermeister Michael Ludwig glaubt, auffallend oft seine Loyalität versichern zu müssen. Sozialdemokratische Freundschaft sieht anders aus.
Thema Frauen und Macht offenbart sich aber nicht der einzigeunterschied zwischen Anspruch undwirklichkeit in der SPÖ. Auch Christian Kern will in Zukunft in Brüssel für etwaskämpfen, was nie Anliegen vieler ehemaliger Spö-stammwähler war. Die Europäisierung und Internationalisierung mag für weltoffene Intellektuelle eine Chance und die richtige Antwort sein. Für die meisten Österreicherinnen und Österreicher sind offene Grenzen und freier Personenverkehr eher eine Bedrohung ihrer gewohntenwelt und ihrer Arbeitsplätze. So wie mächtige Frauen.
„Trotz RendiWagner sind die meisten Spitzenjobs inder Machtzentrale der SPÖ fest in männlicher Hand.“
lehrt Politikwissenschaften an der Fachhochschule Kärnten