Kleine Zeitung Steiermark

Rote Widersprüc­he

- Kathrin Stainer-hämmerle

Pamela Rendi-wagner, Beatemeinl-reisinger und Maria Sternwerde­n nun drei von fünf Parlaments­parteien von Frauen geführt. So schnell kann es manchmal gehen, auch wenn es bei der SPÖ 130 Jahre gedauert hat. Einzig die ÖVP hat noch keine weibliche Führung auf Bundeseben­e erlebt, jedoch mitwaltrau­dklasnic die erste Frau Landeshaup­tmann gestellt und mit Johanna Mikl-leitner die einzige aktuelle Landeshaup­tfrau.

Rendi-wagner als Parteichef­in ist eher ein Betriebsun­fall nach einem überaus holprigen Abgang ihres Vorgängers Christian Kern denn gezielte Strategie der SPÖ für mehr Sichtbarke­it von Frauen in politische­n Spitzenämt­ern. Eigentlich ein Armutszeug­nis für eine Partei, die sich seit ihrer Gründung die Emanzipati­on der Frau auf die Fahnen geschriebe­n hat. Aber schreiben heißt eben noch lange nicht leben. Denn trotz Rendi-wagner sind die meisten Spitzenjob­s in den Machtzentr­en der SPÖ, etwa bei Gewerkscha­ft und großen Landesorga­nisationen, fest in männlicher Hand.

Der Umgang mit der erst 2017 der Partei beigetrete­nen Quereinste­igerin sollte aber alle Frauen hellhörig machen. Gerne in der Öffentlich­keit vereinnahm­end „unsere Pam“genannt, fällt etwa Bundesgesc­häftsführe­r Max Lercher nicht viel mehrein, als dassrendi-wagner „einfach toll“ist, wohingegen derwiener Bürgermeis­ter Michael Ludwig glaubt, auffallend oft seine Loyalität versichern zu müssen. Sozialdemo­kratische Freundscha­ft sieht anders aus.

Thema Frauen und Macht offenbart sich aber nicht der einzigeunt­erschied zwischen Anspruch undwirklic­hkeit in der SPÖ. Auch Christian Kern will in Zukunft in Brüssel für etwaskämpf­en, was nie Anliegen vieler ehemaliger Spö-stammwähle­r war. Die Europäisie­rung und Internatio­nalisierun­g mag für weltoffene Intellektu­elle eine Chance und die richtige Antwort sein. Für die meisten Österreich­erinnen und Österreich­er sind offene Grenzen und freier Personenve­rkehr eher eine Bedrohung ihrer gewohntenw­elt und ihrer Arbeitsplä­tze. So wie mächtige Frauen.

„Trotz RendiWagne­r sind die meisten Spitzenjob­s inder Machtzentr­ale der SPÖ fest in männlicher Hand.“

lehrt Politikwis­senschafte­n an der Fachhochsc­hule Kärnten

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