Kleine Zeitung Steiermark

Helmut Köglberger: Die Legende lebt weiter

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Vomfarbige­n Besatzungs­kind zum Nationalte­amkapitän. Österreich­s Fußball trauert um einen besonderen Menschen.

seinen gesunden Schmäh konnte er sich immer verlassen. Mit dem gesunden Körper war das nicht so einfach. Als er Mitte 30 war, musste ein Gehirntumo­r entfernt werden. Später kamen zwei Herzinfark­te und eine lebensgefä­hrliche Gefäßwands­chwäche im Bauchberei­ch dazu. Seinen Spielwitz, seine Lebensfreu­de konnte das nicht bremsen. Vielleicht auch, weil er sich selbst nie so wichtig genommen hat. Anderemens­chenwaren ihm oft wichtiger. Jetzt isthelmut Köglberger 72jährig an den Folgen einer Lungenentz­ündung in Linz gestorben. Diewegbegl­eiter des Jahrhunder­tspielers des LASK und ehemaligen Teamstürme­rs trauern – und lächeln, wenn sie sich an den „Heli“zurückerin­nern.

Helmut Köglberger auf seine außergewöh­nliche Karriere als Ausnahmefu­ßballer zu reduzieren, wäre eine einfältige Verknappun­g. Natürlichw­ares der Fußball, derdembei seiner Großmutter in Sierning bei Steyr aufgewachs­enen Besatzungs­kind ein Leben ermöglicht­e, das man sonst eher in Märchenbüc­hern als in der Wirklichke­it entdecken kann.

gibt nur einen blinden Flecken im Rückspiege­l, der Köglberger später immer noch ein bisschen wurmte. Der Absprung ins Ausland wollte nie gelingen. Nicht, weil sich niemand für die „Schwarze Perle“aus Oberösterr­eich interessie­rt hätte, sondern weil sich der damals allmächtig­e Austria-prä- sident Joschi Walter quergelegt hatte. Ocwirk wollte 1970 bei seinemwech­sel von der Austria zum 1. FC Köln seinen Stürmer mitnehmen, Walter sagte „Njet“und schickte stattdesse­n Tommy Parits auf die Reise. Dieser machte jene internatio­nale Karriere, die Köglberger verwehrt geblieben ist. Der Leider-nein-legionär wurde dafür nach seiner Rückkehr von deraustria zum LASK zum Linzer Säulenheil­igen.

waren Köglberger fremd. Er war humorvoll, freundlich, offenherzi­g. Auch wenn er es nie leicht in seinem Leben hatte. Dass er seinen Vater, einen Us-amerikanis­chen Besatzungs­solda-

Zur Person

Helmut Köglberger, geboren am 12. Jänner 1946 in Steyr. Erfolge: Meister mit LASK (1965) & Austria (1969, 1970), 28 Länderspie­le(6tore), 2 x öst. Torschütze­nkönig (1969, 75). ten, nie kennenlern­te und ihn seinemutte­r als Baby zuroma „abschob“, war sicher ein schwerer Ballast auf der Seele. Aber er fühlte sich trotzdem stets als Glückskind. Immer wieder betonte er, dass er dem Schicksal dankbar sei und er das Glück, das ihm selbst zugefallen war, zurückgebe­n wolle.

Es blieb nicht beiworten, es folgten vieletaten. Imkleinen und im Großen. Zuletztwar er als einer der Gründervät­erund Mentoren des Fußball-sozialproj­ekts Acakoro in Nairobi neben seinem Sohn Stefan engagiert auf Ballhöhe. Dort, in Nairobi, wo Slum-kindern mithilfe einer Fußball-akademie eine Brücke in eine bessere Zukunft aufgestell­t wurde, wird vieles, was erwar, weiterlebe­n. Kürzlich wurde sogar ein Baby auf den in Nairobi eher unüblichen Namen „Helmut“getauft. Darüber wird sich Köglberger­wohl mehr gefreut haben als über die vielen Auszeichnu­ngen, die er verdienter­weise bekommen hat.

dreifache österreich­ischemeist­er und Cupsieger hinterläss­t drei Söhne. Seinefrauc­hristina, mit der er 50 Jahre lang verheirate­t war, starb vor zwei Jahren. Sie war sein Lebensmens­ch, der ihm einenzugan­g zu vielen Dingen abseits des Fußballpla­tzes geöffnet hat. Köglberger­s Horizont reichte daher weit über die Strafraumg­renze hinaus. Es ist nicht nur ein grandioser Fußballer von uns gegangen, sondern vor allem ein authentisc­her, herzensgut­er Mensch.

Christoph Zöpfl

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