RENDIWAGNER
hat ein politisches Leben nicht als jene, die ich in eineinhalb Jahren absolviert habe.
Das war ein Crashkurs in Sachen SPÖ?
Wir sind nicht gecrasht, ich würde eher von einem Intensivkurs reden.
Die Kritik zielt ja auch darauf ab, dass Drozda und Sie in einem Milieu leben, das mit den Stammtischen in alten Industrieregionen wenig gemein hat.
Mein Ursprung ist in Wien. Ich bin in Favoriten in einer Gemeindebauwohnung mit einer 19-jährigen, alleinerziehenden und alleinverdienenden Mutter aufgewachsen. Das hat mich sehr geprägt. Ich wäre heute nicht hier, hätte es die sozialdemokratischen Errungenschaften damals nicht gegeben, wie den Kindergarten, den sozialen Wohnbau, den Zugang zu Universitäten. Ich will keine Gesellschaft, die akzeptiert, dass Geburt, Herkunft, Geschlecht, Hautfarbe über die Chancen einesmenschen entscheiden.
Warum sind Sie nicht früher der SPÖ beigetreten?
Ich war acht Jahre zuvor beim Bund Sozialdemokratischer Akademikerinnen. Nach dem Medizinstudium habe ich mich nicht für ein Fach wie Neurologie oder Dermatologie entschieden, sondern für den Bereich der öffentlichen Gesundheit und mich intensiv mit dem Thema der gesundheitlichen Chancengerechtigkeit befasst. Soziale Gerechtigkeit war schon immer meine Denke.
Wie wollen Sie die SPÖ positionieren? Als Gegenstück zu Türkis-blau?
7. Mai 1971 in Wien. Studierte ab 1989 Medizin und promovierte 1996. Dann Masterstudium in London. Von 1998 bis 2007 an der Meduni Wien. 2008 Habilitation, dann Gastprofessorin in Tel Aviv und Wien. Ab 2011 auch Sektionsleiterin im Gesundheitsministerium. Ab März 2017 Ministerin. Wir sollten uns nicht ausschließlich über unseren Gegner definieren. Wir sollten uns emanzipiert über unserewerte, unsere Prinzipien, unsere Politik definieren. Wir stehen für soziale Gerechtigkeit und einen fairen Leistungsbegriff. Wenn wir das in den Mittelpunkt stellen, ergeben sich die Unterschiede.
Ist die SPÖ auf Basis dieser von Ihnen formulierten Werte die Antithese zu Türkis-blau?
Das würde ich mit Ja beantworten.
Vor zweiwochen ist das Migrationspapier beschlossen worden. Soll es noch einmal aufgeschnürt werden?
Ich bin seit drei Tagen designierte Parteivorsitzende. Das Papier ist eine gute Grundlage für unsere weitere politische