Hanf Dampf?
Jede vierte Trafik hat seit 2013 aufgehört. Über denwandel der Branche in Zeiten von Nichtraucher-volksbegehren, den Ärger mithanfshopsundwarumtrafiken keine Ramschläden werden wollen.
Die Köpfe rauchen in heimischen Trafiken schon in gleichem Ausmaß wie die verkauften Produkte. Das liegt aber nicht nuramnichtraucherVolksbegehren, das morgen mit der Eintragungswoche offiziell startet. Vielmehr steht die Branche „schon seit Jahren unter Druck, und wir überlegen intensiv, wie wir uns fit für die Zukunft aufstellen können“, sagt Harald Zefferer, Gremialobmann der Tabaktrafikanten.
Gab es vor fünf Jahren in der Steiermark noch 1150 Trafiken, so sind es nunmehr 849 (sie teilen sich in 378 „Tabakfachgeschäfte“und 471 „Tabakverkaufsstellen in Handel und Gastronomie“auf). Sprich: Jede vierte Trafik hat seit 2013 aufgehört. Und damit deutlich mehr, als Leute mit dem Rauchen aufgehört haben (Österreich ist in weltweiten Raucherstatistiken noch immer weit vorne zu finden, siehe Grafik). „Im Vorjahr ging der Zigarettenabsatz in Österreich um 1,6 Prozent zurück, heuer werden es minus zwei Prozent sein“, sagt Hannes Hofer, Geschäftsführer der zuständigenmonopolverwaltung.
Durch die steigenden Zigarettenpreise könne der mengenmäßige Rückgang aber nicht wettgemacht werden, meint Zefferer. Vom Jahresumsatz her schaut es auf den ersten Blick (mit 870.000 Euro pro Tabakfachgeschäft) imposant aus. „Es sind aber die verschwindend kleinen Margen, die uns seit Jahren zu schaffen machen“, hat Zefferer, Trafikant in Stainach, eine Erklärung parat. „78 Prozent am Verkaufspreis einer Zigarettenpackung gehen an den Finanzminister, die restlichen 22 Prozent müssen Hersteller, Großhandel und Einzelhandel teilen.“
Doch das sei nicht die einzige Baustelle. Beim Lotteriegeschäft (Zefferer: „Das waren immer starke Frequenzbringer“) kam durch viele neue Annahmestellen, von Tankstellen bis zu Automaten beim Diskonter, „enorme Konkurrenz dazu, die uns wehtut“.
Dazu komme die teure Umstellung der Automaten (1200 Euro pro Gerät), die durch die Anhebung des Mindestalters von 16 auf 18 Jahre ab 2019 notwendig sei. „In anderen Bundesländern gibt es dafür eine Förderung, in der Steiermark gibt es null politische Unterstützung“, sagt Zefferer. Harald Zefferer
Zur Kompensation durften Trafikanten in den letzten Jahren allerhand neue Produkte in ihr Sortiment aufnehmen (z. B. dürfen antialkoholische Getränke verkauftwerden, seit die strenge Einfuhrbegrenzung für Billigzigaretten aus Slowenien gefallen Stärkste Rauchernationen Tägliche Raucher in Prozent 1. Indonesien 6. Österreich Oecd-schnitt
ist). Seit 1. September ist der Verkauf von Kaffee zum Mitnehmen erlaubt. „Das mag für den einen oder anderen passen, vor allem in der Stadt. Es sind aber nur Peanuts im Vergleich zum wegbrechenden Hauptgeschäft“, meint Zefferer.
Der Gremialobmann hat wie viele Berufskollegen daher eine neue Produktgruppe im Visier, die gerade einen enormen Boom („mit hohen Handelsspannen“) erlebt: Hanfprodukte. Dass vor
„Wir müssen ums Überleben kämpfen“
Tamara Poschauko, Leibnitz: „Wir haben sehr zukämpfen, weil wir so grenznah sind und es keine Einfuhrbeschränkungenfür Zigaretten gibt. Der Umsatz ist um zwei Drittel gesunken. Coffee to go funktioniert am Bahnhof gut, weil es kein Café gibt. Reich wirdmandamit nicht. Ich würde alles verkaufen – Hanf, Eis –, aber das erlaubt diemonopolverwaltung nicht.“B. Kluger allem im urbanen Raum kaum eine Woche vergeht, in dem nicht ein neuer Hanfshop aufsperrt, ist den Trafikanten – und der Monopolverwaltung – ein Dorn im Auge. Aus ihrer Sicht müssten die dort angebotenen Cbd-produkte (die wegen ihres niedrigen Gehalts am berauschenden Wirkstoff THC erlaubt sind) unter das Tabakmonopol fallen, „weil sie ja auch zumrauchen sind“, wie Zefferer sagt. Man will also wirtschaft-
„Zigaretten sind das Hauptgeschäft“
Werner Mauser, Leoben: „Jeder Kunde muss wissen, was er tut. Wenn jemand in meine Trafik kommt und Zigaretten möchte, berate ich ihn gerne. Ich verstehe die Trafik als Tabakfachgeschäftund biete auch Zigarren an. Zigaretten machen aber nach wie vor den Hauptteil des Geschäfts aus. Momentan stagnieren die Zahlen aber.“M. Pachernegg