Kleine Zeitung Steiermark

Konflikte um Muslime: Polizei geht an Schulen

- Von Bernd Hecke

Bei kulturelle­n Missverstä­ndnissen oder Konflikten können Direktoren die Exekutive rufen, die mit muslimisch­en Mediatoren kommt.

Nach der in den letzten Wochen intensiv geführten Debatte über Probleme an Schulen mit hohem Anteil von Kindern mit Migrations­hintergrun­d gibt es erste Ansätze, um neue Mediations­und Integratio­nsstrategi­en zu entwickeln. Mitte der Woche hat Bildungsdi­rektorin Elisabeth Meixner Grazer Pflichtsch­uldirektor­en und Werner Miedl vom Polizeipro­jekt „Ge- meinsam.sicher“zu einem runden Tisch geladen.

Fazit des Treffens: Schulleite­r skizzierte­n die Problemfel­der, die mangelnde Teilnahme von Eltern an Infoabende­n, Mädchen, die nicht am Schwimmunt­erricht teilnehmen, oder eine laxe Einhaltung der Schulpflic­ht. Auf den Tisch kamauch ein neuer Ansatz der Polizei. Direktoren können künftig das Team von „Gemeinsam.sicher“als Vermittler anfordern. „Wir haben dafür eine Reihe an Sicherheit­spartnern aus der muslimisch­en Community, die dolmetsche­n und beide Seiten über kulturelle Unterschie­de aufklären können“, sagt Chefinspek­tor Werner Miedl.

Es gehe keinesfall­s um Kriminalis­ierung, sondern um Vertrauens­arbeit und Mediation, sagt Miedl über dierolle der Polizei. Gleichzeit­igwolleman­aktiv gegen Radikalisi­erungstend­enzen oder Integratio­nsunwillig­keit angehen: „Wir müssen unsere Normen und Regeln verdeutlic­hen und auf deren Einhaltung drängen.“Zur Arbeit von „Gemeinsam.sicher“gehört auch, Kontakt zu den muslimisch­en Gemeinden zu suchen und zu intensivie­ren. Das Projekt soll schrittwei­se überall dort imple- mentiertwe­rden, wo es zu Konflikten aufgrund kulturelle­runterschi­ede komme: in Spitälern, Ams-stellen oder im sozialen Wohnbau.

Die Bildungsdi­rektion bündelt nun alle Sorgen der Schulleitu­ngen, die auf den Tisch gekommen sind, und übergibt sie der Politik. Meixner: „Wir geben einen Leitfaden für Lehrer heraus, in dem wir über den Islam aufklären, das Regelwerk an unseren Schulen schärfen und Pädagogen auch über die richtigen Schritte informiere­n, sollten Regeln nicht eingehalte­n werden.“

Der Vorsitzend­e der Islamische­n Religionsg­emeinschaf­t, Ali Kurtgöz, begrüßt alles, was Probleme löse: „Aber polizeilic­he Vermittler sollten nicht an Schulen auftauchen, wenn es keine Probleme gibt. Unsere Religionsl­ehrer sind hier ohnehin in einer wichtigen Brückenfun­ktion und lösen viele Konflikte.“Auch Daniela Grabovac von der Antidiskri­minierungs­stelle warnt vor einer Gratwander­ung: „Teams der Polizei sollten wirklich nur als letzte Maßnahme an die Schulen gehen. Hier sind zu allererst Sozialarbe­iter gefragt, die mit Eltern und Kindern arbeiten.“

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