Kleine Zeitung Steiermark

Speerspitz­e gegen die Reformatio­n

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Am 14. September nahm die österreich­ische UnescoKomm­ission 18 historisch und kulturell bedeutende Dokumente und Sammlungen in das nationale „Memory of the World“Register auf. Darunter befinden sich dasmoskaue­r Memorandum von 1955, der Nachlass von Franz Lehár, die Vorauervol­ksbibel von 1467 sowie die Brenner-bibliothek, die Büchersamm­lung des Seckauer Bischofs Martin Brenner, der von 1585 bis 1615 im Amt war.

Diese Bibliothek umfasst die von Brenner gesammelte­n 691 Werke, die er in 1100 Bänden mit repräsenta­tiven Einbänden aus hellem Schweinsle­der binden ließ. Aufgeprägt­e Supralibro­s zeigen das Wappen Bischof Brenners – ein redendes Wappen, denn es stellt einen Mann mit brennender Fackel dar. Die Bibliothek enthält aber nicht nur die wichtigste­n theologisc­hen und philosophi­schen Schriften jener Zeit, sondern auch zahlreiche Werke aus der Historiogr­afie und den Rechtsund Naturwisse­nschaften, vor allem medizinisc­he Bücher.

Die Brenner-bibliothek ist untrennbar mit der Person Martin Brenners (1548–1616) verbunden. Brenner, der zu einer Speerspitz­e der katholisch­en Gegenrefor­mation in der Steiermark­werden sollte, wurde als siebentes von neun Kindern des Metzgermei­sters Lorenz Brenner und seiner Frauwalpur­ga in Dietenheim in Schwaben geboren, besuchte im damals evangelisc­hen Ulm die Lateinschu­le und studierte danach an der Universitä­t Dillingen Philosophi­e und Theologie. Bereits mit 31 Jahren wurde er Rektor der Universitä­t Ingolstadt und machte danach im Salzburger Erzbistum Karriere, 1585 wurde er Bischof von Seckau und auch in den steirische­n Landtag aufgenomme­n.

1595 wurde sein Bistum Seckau durch eine Schenkung des Robert Engele Salzburger Erzbischof­s Wolf Dietrich um Schloss Seggau und die Herrschaft Leibnitz vergrößert. Aber es war eine unruhige und kriegerisc­he Zeit, ganz im Banne der Türkenkrie­ge und des Religionss­treits.

Die inneröster­reichische Gegenrefor­mation wurde von Graz aus vor allem von Brenner und dem Lavanter Bischof Georg Stobaeus von Palmburg getragen, wobei Palmburg als Planer tätig war und Brenner die Leitung derreligio­ns-reformatio­nskommissi­on überhatte und somit als Vollstreck­er der Ge- KELLERMANN genreforma­tion, also der Rekatholis­ierung, im landesfürs­tlichen Auftrag auftrat. In der Steiermark und in Kärnten wurden lutherisch­e Prediger durch militärisc­h verstärkte Kommission­en vertrieben und reformator­ische Bücher verbrannt. Die Gläubigen mussten einen Eid auf den katholisch­en Glauben leisten oder wurden zur Auswanderu­ng gezwungen. Innerhalb von nur sechs Monaten vollzog Brenner im Jahr 1600 äußerst nachhaltig die Gegenrefor­mation (außer im widerspens­tigen Klagenfurt) und wurde deshalb von den Protestant­en als „Ketzerhamm­er“gefürchtet, während er von der katholisch­en Kirche den Titel „Apostel der Steiermark“erhielt.

In seinen späten Jahren bewirkte Brenners große Leibesfüll­e, dass er an Prozession­en und Reisen nicht mehr teilnehmen konnte. 1615 verzichtet­e er auf das Bischofsam­t zugunsten seines Neffen Jakob Eberlein und im Sommer 1616 zog sich Martin Brenner auf das Landgut Retzhof bei Leibnitz zurück, wo er am 14. Oktober starb.

Martin Brenner wurde 1585 Fürstbisch­of der Diözese Seckau und Leiter der Gegenrefor­mation. Seine Bibliothek ist nun Teil des „Memory of the World“-registers.

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Diözesanar­chivar Matthias Perstling vor der „BrennerBib­liothek“
 ??  ?? Halbfigure­nporträt von Fürstbisch­of Martin Brenner von 1595
Halbfigure­nporträt von Fürstbisch­of Martin Brenner von 1595
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