Sollen die Medien gefügig gemacht werden?
Kickls Aufruf, die Kooperation mit kritischen Medien auf das Mindeste zu reduzieren, erinnert so manchen Leser an frühere Zeiten.
„VP klatscht kaum noch für Kickl“, 27. 9.
Die Rute steht im Fenster. Das Ziel ist klar: Die Medien sollen gefügig gemachtwerden. Natürlich gibt es keine Weisung – aber man versteht schon, wer kann sich einer solchen „Empfehlung“entziehen? Damit will die Staatsmacht über den Informationsstand der Bevölkerung bestimmen. Kennen wir das nicht schon? Da muss man gar nicht an Goebbels denken oder an die sowjetische „Prawda“unseligen Angedenkens. Auch heute wird Berichterstattung unterdrückt oder gelenkt, in Russland etwa ganz massiv und direkt, im Lande Trumps durch die Killerphrase „Alles Fake News“.
Jedes Medium, liebe Kleine Zeitung, das den Journalismus als wesentliches Element und kritisches Korrektiv lebendiger Demokratie versteht, muss sich hier und jetzt gegen solche Attacken, ob sie aus dem Innenministerium oder anderswo herkommen, mit aller Kraft stemmen. Dr. Friedl Melichar, Graz
Presse aushungern
Es vergeht keine Woche, in der mich nicht irgendetwas fatal an eine Zeit erinnert, die ich – Gott sei Dank – nicht durchmachen musste. Natürlich ist es keine Weisung, sondern es sind nur Gedanken eines (auf-)recht gesinnten Ressortleiters von Minister Kickl, die da zur Berichterstattung über die Polizeiarbeit angestellt werden. Auch der Minister hat damit selbstverständlich nichts zu tun. Lediglich die „Lügenpresse“soll ausgehungert und die regierungskonformen Medien gestärkt werden.
Zwei Anliegen in dieser Causa hätte ich schon noch! Message Control ist vernünftig, aber der Kanzler sollte sie auch auf den Regierungspartner anwenden. Hoffentlich will er das auch. Die Kleine Zeitung möge sich etwaigen Empfehlungen, regierungskritische Leserbriefe nicht abzudrucken, widersetzen. Dr. Peter Klug, Graz
Vorbild
Harald Vilimsky, FPÖ-ABGEordneter im Eu-parlament, hat den ungarischen Ministerpräsidentenviktor Orbán alshelden Europas bezeichnet. Orbán versucht alles, um die Presse zu ihm genehmer Berichterstattung zu bringen und dazu noch gesinnungsmäßig passende Richter zu forcieren. Offensichtlich hat Innenminister Kickl ihn zum Vorbild genommen, um ihm unliebsame Medien durch Informationsverweigerung zu disziplinieren. Im Sinne des Ministers berichtende Presse oder Tv-stationen werden hingegen mit publikumswirksamen und zensierten Storys wohlversorgt. Spätestens jetzt ist Herbert Kickl rücktrittsreif. Heinz Uray, Graz