„Esgibtindemlandeine gewisse Dumpfheit“
Ihr Dokumentarfilm „Waldheimswalzer“geht für Österreich ins Oscar-rennen. Ruth Beckermann über ihre ersten Bilder, den Umbruch 1986 und österreichische Geschmeidigkeit.
Haben Sie rückblickend auch schon Ihre Handschrift erkannt?
Rückblickend schon. Ich bin gerne nah dran am Geschehen. Das habe ich beibehalten. Ist man mittendrin, spürt man die Stimmung, die Menschen. Damals ging es darum, ob wir seine Wahl doch noch verhindern können. Nun wollte ich nach mehr als 30 Jahren reflektieren, was es bedeutete und was es heute bedeutet.
Wie lautet Ihre Conclusio?
Die Zeit selbst, die Monate und Jahre, nachdem Waldheim gewählt worden war, waren sehr aufregend. Es war eine Zeit des Umbruchs. Die Aufarbeitung, wenn man so will, hat erst nach derwahl begonnen. 1988 gab es das „Bedenk-jahr“. Langsamhat sich das offizielle Bild Österreichs von sich selbst gewandelt. Dann dauerte es noch bis 1991, bis Kanzler Vranitzky seine Rede von der Mitschuld Österreichs gehalten hat. Das ist immer noch unglaublich – so viele Jahre nach Kriegsende. Einerseits war es grauslich, sich mit solchen Leuten herumzuschlagen. Andererseits wurde das Tabu gebrochen, als man endlich von den Juden als Opfer redete und von einer Mitschuld. Das wurde vorher alles verschwiegen. Insgesamt hat es zu einer Wende geführt und zu einer Öffnung und Durchlässigkeit in der Gesellschaft generell.
32 Jahre später: Wo hat Österreich bis heute die Aufarbeitung nicht geschafft?
Ich glaube, Österreich schafft vor allem die Gegenwart nicht, nämlich kritisches Denken in jeder Situation zuwahren. Heute wird jeder sagen, dass die Nazi-zeit schrecklichwar. Aber was heute passiert, ist nicht so unähnlich den Anfängen in den 1920ern. Die Leute sollten sich stärker und kritischer mit den Dingen auseinandersetzen, die jetzt und täglich passieren. Es gibt in dem Land eine gewisse Dumpfheit.
Gegenüber wem oder was?
Gegenüber allem. Es existiert nicht viel an scharfer und