„Vor lauten Menschen sollte man sich fürchten!“
Florjan Lipusˇ (81) wurde bereits vor zwei Jahren für den Großen Österreichischen Staatspreis vorgeschlagen, wegen des Schreibens in Slowenisch aber abgelehnt. Morgen wird in Wien diese Schande revidiert.
HOFFMANN man existiert und bemerktwurde. Nur sollte man dankbar sein und sich auf Preise nichts einbilden. Auch andere Menschen arbeiten schwer, aber nur wenige werden eigens belohnt. Interessant war auch, dass zum Beispiel Johann Strutz für seine Übersetzung eines meiner Texte ausgezeichnet wurde, der Text in der Originalsprache aber nicht.
Sie schreiben unermüdlich gegen die Verkümmerung des slowenischen Wortes an. Ein Sisyphos-unternehmen?
Gewiss, aber gibt es auf geistigemgebiet nicht etliche davon? Fände es niemand schade, nach eineinhalbtausend Jahren Slowenisch nur noch in Kärntens Geschichtsbüchern zu sehen? So habe ich mein Leben, wie ich glaube, sinnvoll ausgefüllt, zumal ich es dem furchtbaren Tod meiner Mutter im KZ schuldig war und ihrem zwei Jahre dauernden Leiden und Sterben. Mitläufertum widerstrebt mir im Innersten und war ein Grund, das Priesterseminar in Tanzenberg zu verlassen. Es ist ja Brauch in Kärnten, das Festhalten an der nationalen Identität als schuldhaftes Verhalten anzusehen, als Versäumnis, als längst fällige Unterlassung, als persönliches Versagen. Aber da mache ich mich gern schuldig.
Trotz aller Kritik an Kärnten haben Sie heuer einen Teil Ihres Vorlasses dem Musil-institut in Klagenfurt übergeben. Ich kann mir vorstellen, dass auch andere Literaturinstitute interessiert wären. Was war ausschlaggebend?
BUCHTIPP Florjan Lipusˇ. Seelenruhig. Jung & Jung, 112 Seiten, 18 Euro. Ein gelassener Bericht über das Aufwachsen in bäuerlicher Umgebung.
Das Musil-institut hat mir als einziges dieses Angebot gemacht, und ich habe es dankend und erfreut angenommen. Glaube nicht, dass sich Institute um literarische Nachlässe raufen. So gesehen bin ich meinem Land dankbar. Es geschehen auch Dinge, die für das Land ehrenvoll sind. War es nicht so, dass die Politik der vergangenen Jahrzehntewenig bis nichts getan hat, woran man hätte erkennen können, es läge ihr et-