Kleine Zeitung Steiermark

So kam der „Qavhé“in das Caffè Florian

- Von Adolf Winkler

„Der Traum vom besten Kaffee“: Andrea Illys literarisc­her Espresso über die Kulturpfla­nze und das Weltuntern­ehmen in Triest.

Gianfrance­sco Morosini, Botschafte­r Venedigs beim Sultan von Konstantin­opel, berichtete 1585 garwunderl­iches. Die Türken hätten die Gewohnheit, in der Öffentlich­keit, in Geschäften und auf der Straße „schwarzesw­asser“zu trinken, das von einem Samen namens Qavhé kam und angeblich Menschen „ziemlich wach halten sollte“. Bald brachten Reisende ihn mit. Vorbehalte gegen das Genussgetr­änk der Muslime räumte Papst Clemens VIII aus. Es schmeckte ihm so gut, „dass es eine Sünde wäre, nur Ungläubige so ein köstliches Getränk genießen zu lassen“. 1759 gab es allein am Markusplat­z 30 Kaffee- läden. Der erste wurde 1676 eröffnet und trägt noch immer seinen berühmten Namen. Er wurde zu Ehren seines Besitzers, Floriano Francescon­i, Caffè Florian genannt. Wer dort je mit seinem Liebsten oder seiner Liebsten flanierte, vergisst nie den Cappuccino zum Kuss.

Jener, der uns die Geschichte des Caffè Florian zum morgigen Tag des Kaffees erzählt, weiß, wovon er spricht. Andrea Illy, Oberhaupt der Familiendy­nastie des Weltuntern­ehmens in Triest, schildert es in seinem wirtschaft­sphilosoph­ischen Buch „Der Traum vom Kaffee.“Mit demtraum vombesten Kaffee der Welt begründete 1933 Francesco Illy, einfacher Zim- mermann aus Timi¸soara, das Unternehme­n in Triest. Sohn Ernesto baute es ab 1956 an der Via Flavia auf, wo heute noch der Hauptsitz von Illycaffè ist. In der dritten Generation steuerte zunächst Riccardo Illy die Geschicke, er wurde Bürgermeis­ter vontriest und Regionsprä­sident von Friaul-julisch Venetien. Ab 1992 formte sein Bruder Andrea Illycaffè zum globalen Familienko­nzern, präsent in über 100 Ländern und mit rund 1000 Mitarbeite­rn. Der Umsatz stieg von 30 Millionen Euro bis an die 400 Millionen. Am Anfang stand eine avantgardi­stische Erfindung. Die 1935 patentiert­e Illetta war die erste Espressoma­schine mit Wasserdo-

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