Segel gesetzt
geht in schwierigen Zeiten nichts über einfühlsame Freunde. Letztens jammere ich Barbara ein wenig an, wegen dem Älterwerden. Da ein graues Haar, dort ein neues Zipperlein, und jetzt hab ich auch noch Geburtstag, nur damit ich ja nicht darauf vergesse, dass meine Existenz die Segel langsam, aber unerbittlich in Richtung Bequemschuhmode und Seniorenrabatt dreht. Und sie sagt: Was willst, du hast eh lange ein schönes Leben gehabt. Danke, sage ich, das klingt, als müsstet ihr mich morgen schlachten.
Aber natürlich hat sie recht. Mir geht es gut, deswegen kann ich mir ja auch eine gepflegte kleine Geburtstagsunpässlichkeit leisten. Geht eh wieder vorbei, zumindest sobald ich all die sorgfältig ausgesuchten Pflegeprodukte aufgebraucht habe, die mir meine treffsichere großenichte zum Geschenk gemacht hat: Auf jedem einzelnen steht in Fettbuchstaben „für die reife Haut“.
Wart du mir nur, du Nachwuchsbiest, nächstes Jahr hast du selbst einen runden, dann mach dich auf was gefasst. Festgestellt habe ich sowieso: In meinem Alter ist NACH dem Geburtstag die beste Zeit. Das Wellental ist überwunden, der Ozean des Lebens glättet sich wie reife Haut nach einer Behandlung mit Antifaltenkonzentrat, und man segelt zügig weiter auf dem Schifflein Ehschowurscht. Das knarzt ein bisschen, da und dort, aber es liegt eigentlich noch erstaunlich gut imwind. UB