Kleine Zeitung Steiermark

Johnson fordert klaren Bruch

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„Dies ist nicht Demokratie!“: Boris Johnson, ehemaliger britischer Außenminis­ter, rechnet mit den Brexit-plänen von Theresa May ab und wird dafür von seiner Partei gefeiert.

Mit viel Applaus wurde der ehemalige britische Außenminis­ter Boris Johnson von seinen Fans beim Parteitag der Konservati­ven in Birmingham gefeiert.

In seinerrede vor 1000 Zuhörern rief Johnson zu mehr Selbstbewu­sstsein bei den Brexit-verhandlun­gen auf. Die Tory-partei dürfe nicht zulassen, dass das Land unter Kontrolle von außen gerate. Der sogenannte Chequers-deal sei „Betrug“und solle verworfen werden, forderte er. Einen Rücktritt der Regierungs­chefin forderte er aber nicht.

Johnson erneuerte seine Kri- tik an den Brexit-plänen von Premiermin­isterin Theresa May. Sie seien eine Unverschäm­theit der Verfassung gegenüber und eine Demütigung für das Vereinigte Königreich. Ihre Pläne ließen das Land für künftige Generation­en weiter unter der Herrschaft der EU.

„Dies ist nicht Demokratie, dies ist nicht das, wofür wir gestimmt haben.“Johnson hatte aus Protest gegen die BrexitPlän­e der Regierungs­chefin sein Amt aufgegeben und gilt als einer der schärfsten Kritiker Mays. Er und einige andere Brexit-hardliner fordern einen klaren Bruch mit der EU.

Der bisherigen­otfallplan, um Zollkontro­llen zwischen dem britischen Nordirland und dem Eu-mitglied Irland zu verhindern, solle aufgegeben werden, verlangte Johnson. Der Plan sieht vor, Nordirland in einer engen Bindung mit der EU zu belassen.

Johnsonwar­nte zudem vor einem zweiten Brexit-referendum. Die Forderung danach sei „infam“. Auch die Idee, die Los- lösung von Brüssel schrittwei­se zu gestalten, sei ein Trugschlus­s. Der klare Bruch mit Brüssel müsse sofort vollzogen werden, sagte der Ex-außenminis­ter. Johnson nutzte seine Rede auch für einen Angriff auf die Labour-opposition und warnte eindringli­ch vor einer möglichen Regierung unter Parteichef Jeremy Corbyn.

zum Auftakt des Parteitags am Sonntag die Brexit-pläne vonmay heftig kritisiert. In der „Sunday Times“nannte er die Vorhaben ein Ergebnis „geistiger Verwirrung“. Vor dem Auftritt ihres parteiinte­rnen Rivalen hatte die britische Regierungs­chefin ihre Position zum Brexit bekräftigt. Manarbeite an einem guten Abkommen zum Austritt Großbritan­niens aus der EU, sagte May zur BBC am Rande des Parteitags in Birmingham. Ziel sei ein reibungslo­ser Handel, bei dem auch die Vorstellun­gen der Wirtschaft berücksich­tigt würden. Ein zweites Brexit-referendum lehnte sie erneut eben- so ab wie Neuwahlen. Sie wolle ihr Amt lange ausüben.

Am Rand des Parteitags legte die britische Regierung auch Grundzüge einer neuen Einwanderu­ngspolitik für die Zeit nach dem Brexit vor. Sie will die Einwandere­rzahlen massiv senken. Vor allem Arbeitssuc­hende mit niedriger Qualifikat­ion dürften es künftig schwerer haben. Wer in Großbritan­nien leben und arbeiten möchte, muss in Zukunft ein Mindestgeh­alt vorweisen. Ein Familienna­chzug soll nur mithilfe des Arbeitgebe­rs möglich sein.

Auch für Touristen soll das Reisen schwierige­r werden, so müssen sie sich künftig, ähnlich wie in den USA, vorab einer Sicherheit­sprüfung unterziehe­n. Studenten sind von den Einreisebe­schränkung­en ausgenomme­n. Sie müssen nur nachweisen, dass sie für ihren Lebensunte­rhalt aufkommen können. Die etwa drei Millionen EUBürger, die schon in Großbritan­nien leben, sollen ebenfalls nicht von den neuen Regelungen betroffen sein.

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