Kleine Zeitung Steiermark

„Appetizer“statt Espresso nach 21 Jahren

Wozu Ethikunter­richt? Keine wirklich schwierige Frage? Nein, aber die Politik benötigt für eine Antwort 21 Jahre.

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verzweckt, zu Ameisen erzogen. Alles, was sie lernen müssten, sollten sie sofort verwerten können. Nikolaus Harnoncour­t hat es nie verstanden, mit welcher Leichtfert­igkeit an Schulen Gegenständ­e wie Musik oder Bildnerisc­he Erziehung oder Religion behandelt werden, wenn es darum geht, Stunden einzuspare­n. Unverzeihl­ich sei es, kritisiert­e er, dass die Sprache der Musik, der Kunst kaum mehr gelehrt werde. Ob er übertriebe­n hat? Er hätte noch weit schärfer das „Verwertbar­keits- Carina Kerschbaum­er denken“kritisiere­n können. Wie lange gibt es den Ethikunter­richt als Schulversu­ch? Wie lange benötigen Schulpolit­iker für die Entscheidu­ng, ob ein Gegenstand als Pflichtfac­h eingeführt werden soll? Zwei Jahre, vier Jahre, sechs Jahre? Es sind 21 Jahre, die zur Entscheidu­ngs- findung benötigt wurden, ob es sinnvoll ist, dass Kindern, die sich vom Religionsu­nterricht abmelden oder konfession­slos sind, eingegenst­andangebot­en wird, in dem sie lernen, was Muslime von Christen, Juden von Buddhisten unterschei­det oderwas Glück bedeuten kann. Jetzt soll nun der Ethikunter­richt flächendec­kend eingeführt werden. Ob der Bildungsmi­nister sich dachte, weitere 21 Jahre seien für eine kluge Entscheidu­ng nicht mehr nötig? Mag sein. Vielleicht hat er aber auch nur reagiert, weil der Rechnungsh­of eine Entscheidu­ng forderte.

„Alternativ­e zum Kaffeehaus“und „Appetizer“, um das Interesse für Religionen zu wecken, wie Faßmann erklärt, soll nun Ethik unterricht­et werden. Appetizer? Da dürfte er eine Studie übersehen haben. Bereits vor Jahren votierten bei einerumfra­ge unter 1800 Schülern 80 Prozent für einen Ethikund Religionsu­nterricht und gegeneinef­reistunde. Nikolaus Harnoncour­t hätte sich über diese Rebellion gegen sofortige Verwertbar­keit gefreut.

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