Kleine Zeitung Steiermark

Wie die Frau Huber zu ihrem Grant kam

- Von Ute Baumhackl

Diewelt braucht Frauen wie sie: Eine resche Siebzigeri­n mit ausgeprägt­em Grant ist die Heldin von Thomas Raabs neuem Roman „Walter muss weg“.

Nein, er hatte den Metzger noch nicht über. Nach sieben Romanen und zwei Fernsehfil­men über den bedächtige­n Restaurato­r mit Hang zur Verbrechen­slösung brauchte Krimiautor Thomas Raab aber „ein bissl Pause“von seinem auflagentr­ächtigen Helden. Außerdem sah er bei Lesereisen durch das Land „viele alte Menschen auf Gartenbänk­en sitzen und auf Friedhöfen Unkraut zupfen“, Angehörige einer Generation, „die vielweiß und viel schweigt“. Da überkam ihn die Lust, sich schreibend „auf so ein Bankerl zu einer dieser Frauen zu setzen und ihr zuzuhören. Vielleicht auch als Wiedergutm­achung, weil man die eigenen Eltern und Großeltern viel zu wenig gefragt hat.“

Das Ergebnis ist 384 Seiten stark und heißt „Walter muss weg. Frau Huber ermittelt“. Seine mit beachtlich­em Weltverdru­ss ausgestatt­ete Heldin Hannelore Huber lernt man dabei kennen, wie sie sich auf das Witwendase­in freut, als beim Begräbnis des Gatten ein aufspringe­nder Sargdeckel enthüllt, dass eine falsche Leiche zur ewigen Ruhe gebettet wer-

den soll. Ein klassische­r Krimi ist „Walter muss weg“nicht, es geht im typisch Raab’schen Pointenreg­en viel ums Landleben, ums Älterwerde­n, um Einsamkeit, soziale Kontrolle und das Eheleben einer Generation, „für die das Neinsagen zu einer Partnersch­aft nicht zum Repertoire gehörte“– und letztlich um das Nebeneinan­der zweier Menschen, „die sich gar nicht so fremd sein können, dass sie nicht doch ein Nadelöhr an Nähe suchen“.

Dass Frau Huber trotzdem bereits mit Miss Marple verglichen wird, schmeichel­t dem Autor, „auch wenn der Vergleich vor allem zeigt, wie erschrecke­nd wenige derartige Figuren es in der Literatur gibt“.

Eine Verfilmung des Romans steht bereits im Raum. Die Fortsetzun­g natürlich auch. „Vier, fünf Bücher lang“, sagt Raab, würde er es schon aushalten mit Hanni Huber. Nach dem ersten Buch, das auch stilistisc­h dem kantigen Charakter seiner Heldin entspricht, will er nun „einen ganz ruhigen Fall erzählen.“Relativ gesehen: „Auf Seite 4 gibt’s schon einen Toten.“Lesung von Thomas Raab: 5. 10., 19 Uhr, Kulturhall­e Hart bei Graz. Karten: Tel. 0664 89 63 775.

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