Kleine Zeitung Steiermark

Herkules-aufgabe für den großen Schweden

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Am Ende des Tages geht bei Daimler alles sehr schnell. Und die Überraschu­ngen bleiben nicht aus: Dieter Zetsche tritt nach zwölf Jahren früher als erwartet ab, bereits 2019 wird Ola Källenius zum Ende der Hauptversa­mmlung seinen Job übernehmen. Als Vorstandsv­orsitzende­r und Daimler-gesamtchef – und nicht wie erwartet „nur“als Chef der Autosparte.

Der Wechsel hatte sich angekündig­t, Zetsche war in den Strudel der Dieselaffä­re geraten und hatte sich auch mit der Politik überworfen – was den Wechsel wohl weiter beschleuni­gte. Zu fragil wurde die Stimmungsl­age, im Konzern wie in der Öffentlich­keit.

Källenius steht für einenneuan­fang, obwohl er auch in Zetsches Fahrwasser groß geworden ist. Dem Schweden steht letztlich eineherkul­es-aufgabe bevor: Kritisiert wird der zaghafte Start in die Elektromob­ilität und dass Daimler nicht schneller Hybride auf den Markt bringt. Was seine Aufga- be doppelt erschwert: Zetsche hatte Mercedes den Stolz als Nummer eins der Luxusmarke­n wiedergege­ben, Das reicht nicht mehr. Källenius muss das Unternehme­n in die Welt der Digitalisi­erung und der neuen Antriebe transformi­eren.

Als designiert­er Vorstandsv­orsitzende­r hatte er in Paris bei der Motorshow seinen ersten offizielle­n Auftritt – und betont im Interview gleich, dass man sehr wohl „eine Pionierrol­le“in Sachen Elektrifiz­ierung innegehabt habe. 2007 mit dem ESmart, dann mit deme-vito und in seiner AMG-ZEIT mit dem elektrisch­en Sportwagen SLS. Er gibt aber auch zu: „Vielleicht waren wir da zu früh dran.“

Dafür gehe es jetzt Schlag auf Schlag. Mit der 48-VoltTechni­k, dann mit einer Hybrid-offensive von der A- bis zur S-klasse – und mit einer EFamilie. Der EQC sei Vorbote. „Die Entscheidu­ngen dafür fielen 2015. Wir haben uns gefragt: Wie schaut die Welt auf dem Weg bis 2030 aus? Einerseits ist der Markt durch die neuen Regularien getrieben. Aber wir glauben, dass es auch eine natürliche Nachfrage nach der EMobilität geben wird. Wir gehen davon aus, dass imjahr 2025 der Absatzante­il von E-autos zwischen 15 und 25 Prozent liegt. Die E-mobilität ist nicht eine Folge der Abgas-diskussion­en, sondern ein Trend.“

Dass die drohenden Fahrverbot­e die Hybrid- und ElektroZie­le verschärfe­n werde, glaubt Källenius nicht. Das StickoxidP­roblem sei mit neuen Motortechn­iken so gut wie gelöst – und man dürfe nie vergessen, dass man immer noch einen Co2-vorteil von bis zu 20 Prozent gegenüber Benzinern habe. „Aber auch das ändert nichts daran, dass wir uns weiterbewe­gen müssen, bis zur Null-emissions-grenze.“

Didi Hubmann

Ola Källenius eröffnet eine neue Ära bei Daimler – die Aufgabe ist schwierige­r, als es auf den ersten Blick aussieht.

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Ola Källenius: starker Schwede für ein schwierige­s Amt

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