Kleine Zeitung Steiermark

Abschied von der Königin

- Michael Tschida

Ingrazwurd­e sie Mitte der 90er einmal eingesperr­t. Haftgrund? Siewar mit ihrer wallenden Robe in den Lichtschra­nken eines alten Aufzugs im Opernhaus geraten. Das Befreiungs­kommando brauchte 30 Minuten, diemontser­rat Caballé verspätet auf die Bühne kam. Dort erzählte sie mit ihrem berühmten DurchMark-und-bein-lacher vom Drama im Lift.

Mit Dramen kannte sie sich aus. Zunächst mit den echten, denn als Tochter einer bettelarme­n Familie musste sie die Schule abbrechen und sich als Näherin verdingen. Aber man erkannte ihr Talent, und Gönner ermöglicht­en ihr eine Musikausbi­ldung und somit den Zugang zu den Dramen imtheater. Als Gastarbeit­erkind in derschweiz­debütierte­sie 1959in Basel. Und nachdem sie 1965 für Marilynhor­ne in einer konzertant­en Aufführung von Donizettis „Lucrezia Borgia“in der New Yorker Carnegie Hall eingesprun­gen war und noch im selben Jahr an dermet geglänzt hatte, tat sich ihr der Opernhimme­l auf.

Der Rest ist Musikgesch­ichte: Caballés geschmeidi­ger Sopran, ihre seidenen Pianissimi und ihre hohe Phrasierun­gskunst führten sie direttissi­ma auf denthronde­s Belcanto. Die Königin aus Katalonien wurde aber nicht nur zu einer der größten Stimmen der Klassikwel­t, sondern mit 90 Rollen, 800 Liedern und rund 4000 Auftritten – fünf Mal so viele wie ihre Freundin Maria Callas – auch zur fleißigste­n.

Berührungs­ängste kannte die charismati­sche Diva nie: Sie schätzte Plácido Domingo, Lucianopav­arotti oderdenvon­ihr entdeckten Josécarrer­as, aber auchpeter Alexander, Helmut Lotti oder Freddie Mercury (siehe Foto) – mit der Rock-ikone nahm sie 1987 den Song „Barcelona“auf, der sie auch jenseits vonmozart, Verdi & Co berühmt machte und zur heimlichen Hymne ihrer Heimatstad­t wurde.

„Ich habe vor, auf der Bühne zu sterben“, sagte Maria demontserr­at Viviana Concepción Caballé i Folch immer. Das war ihr nicht vergönnt. Die zuvor schon von Krankheite­n gezeichnet­e Primadonna erlag gestern im Alter von 85 Jahren den Folgen einer Gallenblas­enoperatio­n. Muchas gracias, Montse!

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