Abschied von der Königin
Ingrazwurde sie Mitte der 90er einmal eingesperrt. Haftgrund? Siewar mit ihrer wallenden Robe in den Lichtschranken eines alten Aufzugs im Opernhaus geraten. Das Befreiungskommando brauchte 30 Minuten, diemontserrat Caballé verspätet auf die Bühne kam. Dort erzählte sie mit ihrem berühmten DurchMark-und-bein-lacher vom Drama im Lift.
Mit Dramen kannte sie sich aus. Zunächst mit den echten, denn als Tochter einer bettelarmen Familie musste sie die Schule abbrechen und sich als Näherin verdingen. Aber man erkannte ihr Talent, und Gönner ermöglichten ihr eine Musikausbildung und somit den Zugang zu den Dramen imtheater. Als Gastarbeiterkind in derschweizdebütiertesie 1959in Basel. Und nachdem sie 1965 für Marilynhorne in einer konzertanten Aufführung von Donizettis „Lucrezia Borgia“in der New Yorker Carnegie Hall eingesprungen war und noch im selben Jahr an dermet geglänzt hatte, tat sich ihr der Opernhimmel auf.
Der Rest ist Musikgeschichte: Caballés geschmeidiger Sopran, ihre seidenen Pianissimi und ihre hohe Phrasierungskunst führten sie direttissima auf denthrondes Belcanto. Die Königin aus Katalonien wurde aber nicht nur zu einer der größten Stimmen der Klassikwelt, sondern mit 90 Rollen, 800 Liedern und rund 4000 Auftritten – fünf Mal so viele wie ihre Freundin Maria Callas – auch zur fleißigsten.
Berührungsängste kannte die charismatische Diva nie: Sie schätzte Plácido Domingo, Lucianopavarotti oderdenvonihr entdeckten Josécarreras, aber auchpeter Alexander, Helmut Lotti oder Freddie Mercury (siehe Foto) – mit der Rock-ikone nahm sie 1987 den Song „Barcelona“auf, der sie auch jenseits vonmozart, Verdi & Co berühmt machte und zur heimlichen Hymne ihrer Heimatstadt wurde.
„Ich habe vor, auf der Bühne zu sterben“, sagte Maria demontserrat Viviana Concepción Caballé i Folch immer. Das war ihr nicht vergönnt. Die zuvor schon von Krankheiten gezeichnete Primadonna erlag gestern im Alter von 85 Jahren den Folgen einer Gallenblasenoperation. Muchas gracias, Montse!