Zwei Künstlerkollegen im Dialog
Mit der Ausstellung „Aufforderung zum Misstrauen“beleuchtet die Neue Galerie Graz die Entwicklung der Künstlerfreunde Alfred Hrdlicka und Fritz Martinz.
Wenzel Mracˇek
Während des Studiums an der Akademie der bildenden Künste lernten Alfred Hrdlicka (1928– 2009) und der aus Bruck an der Mur stammende Fritz Martinz (1924–2002) einander in Wien kennen. Sie waren Schüler in der Meisterklasse von Albert Paris Gütersloh, gemeinsam nahmen sie an den AbendaktKursen von Herbert Boeckl teil.
Seit der Schenkung des Sammlers Helmut Suschnigg vor zwei Jahren besitzt die Neue Galerie nun den umfangreichsten institutionellen Bestand an Werken Hrdlickas in Österreich, darin etliche monumentale Bronzen, Zeichnungen und Druckgrafiken. In der Neuen Galerie ist das Werk des Weggefährten Fritz Martinz hingegen „wenig dokumentiert“, merken die Kuratoren Angelika Katzlberger und Günther Holler-schuster an.
Formal und thematisch bestehen vor allem in den frühesten Arbeiten deutliche Parallelen. Beide Studienarbeiten – Kleinplastiken von Martinz und Hrdlickas Diplomarbeit „Torso eines stehenden Jünglings“, 1957 – zeigen noch deutliche Anklänge an Rodin. Zusammen mit Georg Eisler und Rudolf Schönwald bildet man eine lose Gruppe, die 1954 einen Zyklus von Linolund Holzschnitten herausgibt. In den 1960er-jahren werden Martinz und Hrdlicka zu einer Art Team und mieten sich für eine erste Ausstellung die damalige Wiener Kunsthalle. Es folgen Präsentationen im Künstlerhaus und in dertiefgarage (!) derwiener Zentralsparkasse. Zusehends ist Hrdlicka auf Zeichnung und Skulptur konzentriert, während Martinz sich der Ölmalerei in großen Formaten widmet. Ebenfalls noch in den 60er-jahren findet eine gemeinsame Ausstellung im Schlachthof St. Marx statt, in der Martinz an Barock wie Expressionismus erinnernde Ta-
Noch in den 1970er-jahren nehmen sich beide Künstler der Medienbilder an. Martinz thematisiert in der Serie „Zeit und Bild“etwa den Koreakrieg oder die Hinrichtung von Afroamerikanern, Hrdlicka kritisiert in „Roll overmondrian“einerseits den geometrisierenden Niederländer, andererseits verwendet er dessen flächige Kompositionen und fügt Zeichnungen von Mord, Folter und Vietnamkrieg ein. Während Hrdlicka bis zuletzt, auch als politisch engagierte Person, wortgewaltig und emotional an die Öffentlichkeit trat, gab sich Martinz zurückgezogener und stiller. Mit dieser Ausstellung in der Neuen Galerie sollte die Initiative ergriffen sein, dem Werk Fritz Martinz’ den ihm gebührenden Platz in der Kunstgeschichte einzurichten.