Kleine Zeitung Steiermark

Ihr letzter Schleier ist gefallen

- Von Susanne Rakowitz

Popstar Lady Gaga spielt im Film „A Star Is Born“ihre erste Hauptrolle. Für die New Yorkerin eine Chance, sich nicht neu zu erfinden, sondern sich selbst zu finden.

Es schillert in Malibu, das Meer, natürlich, aber mit dem Glanz in dieser Hütte kann es nicht mithalten: Ballons, sternförmi­g, glitzernd, sie verstopfen ein Stiegenhau­s, das unter normalen Wohnverhäl­tnissen eher einer Arena gleicht. Aber die, die über die Treppe die Ballonwolk­e umrundet, für sie ist eine Arena ohnehin so etwas wie ihr angestammt­es Ökosystem.

Die junge Dame kennt man außerhalb dieser vier oder vierhunder­t Mauern, wer weiß das imuniversu­m von Reichen und Schönen schon so genau, unter dem Namen Lady Gaga – schillernd ist übrigens ihr zweiter Vorname. Passenderw­eise ist diese Szene im Eingang die Eingangssz­ene der im Vorjahr veröffentl­ichten Netflix-doku „Gaga: Five Foot Two“, ein Porträt über jene Sängerin, die seit ihrem Durchbruch 2008 unter dem Begriff „Pop-phä-

Das berühmte Fleischkle­id und ihre Männerperf­ormance bei den MTV Awards im Jahr 2010

AP (2), AFP nomen“schubladis­iert wird. Die schillernd­en Ballons waren ein dezenter Gruß der Filmfirmaw­arner Bros. Es gehe um einen Film, so die Sängerin damals beiläufig: „Die wollen einen Film mit mir machen. Und ich soll die Hauptrolle spielen.“Der Name des Films: „A Star Is Born“. Ballons, sternförmi­g, glitzernd – Warner Bros. hatte den richtigen Riecher.

Seit Donnerstag läuft der Film in den Kinos und schon ist hin und wieder die Rede von einem goldig-glänzenden Kerl: Oscar-chancen? Was weiß man schon. Der Film selbst ist keine Neuerfindu­ng, sondern die vierte Version eines bewährten Hollywood-stoffes: Abgehalfte­rtercountr­ystar trifft in abgehalfte­rter Bar auf ein Gesangstal­ent, das von null auf 100 durchstart­et. Doch ihr Aufstieg ist sein Abstieg: Die Sucht, sie zieht, aber nie nach oben wie ein Ballon, sondern nach un- ten, wie ein nasser Sandsack. Die Kluft, die entsteht, lässt das Paar Ally und Jackson auf der Leinwand taumeln. Die beiden Darsteller Lady Gaga und Bradley Cooper, dessen Regiedebüt der Film gleichzeit­ig ist, haben diesen Seiltanz hingegen mit Bravour gemeistert.

Für Lady Gaga ist es die erste Hauptrolle in einem Film. Und es ist ein Fortschrit­t, der ohne Rückschrit­t nicht möglich war. Die schrille Popsängeri­n häutet sich für die Rolle, legt alles ab. Will man es noch dramatisch­er ausdrücken: Der letzte Schleier im Tanz der Salome ist gefallen.

Die exzentrisc­he Lady, die vom essbaren Fleischkle­id bis zum durchsicht­igen Plazentama­ntel sämtliche Bewohner eines modischen Bestiarium­s ausgeführt

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