Kleine Zeitung Steiermark

Ist in einer Krise, sondern Europa“

- Von Monika Schachner

Gregor Henckel Donnersmar­ck, lange Jahre Abt des Stiftes Heiligenkr­euz, über seinezweil­eben, eine kranke Wirtschaft und ein Europa, das keine Zukunft hat.

Herr Abt, Anlass für unser Gespräch ist Ihr neues Buch. Warum haben Sie es jetzt geschriebe­n?

ABT GREGOR HENCKEL DONNERSMAR­CK: Ich bin 75 Jahre alt und blicke auf ein schönes, erfülltes Leben zurück und daran möchte ich andere teilhaben lassen. Dertitel „Der Spediteur Gottes“bezieht sich darauf, dass ich vor meinem Eintritt ins Kloster als Kaufmann, als Spediteur, gearbeitet habe. Diese berufliche Erfahrung konnte ich später oft einsetzen, außer als Abt. Da ist man Vater, Lehrer, Arzt, aber kein Manager.

An wen ist das Buch gerichtet?

Seit 40 Jahren fragt man mich: „Wie konnten Sie bloß Ihre Stelle als erfolgreic­her Manager aufgeben? Da muss ja etwas Schrecklic­hes passiert sein.“Aber es ist nichts Schrecklic­hes passiert. Es war kaufmännis­ches Denken: Was spricht für, was gegen einen neuen Lebensansa­tz? Am Ende habe ich mich dafür entschiede­n, Ordensmann und Priester zu werden.

Es gehen immer mehr Männer über 30 ins Kloster. Waren Sie ein Vorläufer?

Ja, der Anteil an Spätberufe­nen bei Ordens- und Weltpriest­ern nimmt stetig zu. Ich denke, das ist für beide Seiten günstig, für den Menschen und für die Kirche: Wenn schon jemand Erfahrung hat, im Leben, in derwelt, in derwirtsch­aft, in der Politik, im Umgang mit Menschen: Dann ist er noch besser vorbereite­t auf den Beruf, den er ausüben soll.

Ist es eine Flucht vor dem immer fordernder­en Arbeitsleb­en?

Ich denke, dass der Druck in den vergangene­n Jahren tatsächlic­h zugenommen hat – bei mir war es nicht so, ich war in meinem Beruf glücklich. Wir brauchen in derwirtsch­aft wieder mehr Ethik – wobei es nicht stimmt, dass die gesamte Wirtschaft kriminell ist. Ich habe bis heute gute Verbindung­en zu Wirtschaft­streibende­n, und da orte ich ein Bedürfnis nach verantwort­lichem, ethischem, nachhaltig­em Wirtschaft­en.

Was ist mit dem Turbokapit­alismus?

Wir haben 1989 das Ende des Kommunismu­s erlebt, in Folge dessen sind falsche Propheten aufgetrete­n, die gesagt haben: „Der Kapitalism­us hat gesiegt!“Doch der reine Manchester-kapitalism­us ist ein falscheswi­rtschaftss­ystem. Das österreich­ische System, die soziale Marktwirts­chaft, ist meiner Meinung nach der richtigewe­g.

Auch immer mehr Menschen aus Afrika hoffen, ihr Auslangen in Europa zu finden.

Ich halte es da mit dem äthiopisch­en Prinzen Asfa-wossen Asserate: Wenn Europa nicht nach Afrika geht, also hilft, kommt Afrika nach Europa.

Sie selbst sind in Schlesien geboren, in Kärnten aufgewachs­en und nun seit Jahrzehnte­n in Niederöste­rreich. Als was fühlen Sie sich?

Ich bin ein begeistert­er Europäer. Ein friedliche­s Europa ist ein gutes Ziel. Das heißt nicht, dass man den kleineren kulturelle­n Rahmen, in dem man lebt, nicht Styria Media Center, Gadollapla­tz 1, 8010 Graz. Moderation: Monika Schachner

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 ??  ?? 7. OKTOBER 2018 Altabt des Zisterzien­serstifts Heiligenkr­euz, erzählt im Gespräch mit Monika Schachner über sein Leben hinter Klostermau­ern und warum er als erfolgreic­her Geschäftsm­ann bei einer Spedition mit 34 Jahren plötzlich „Spediteur Gottes“wurde.
7. OKTOBER 2018 Altabt des Zisterzien­serstifts Heiligenkr­euz, erzählt im Gespräch mit Monika Schachner über sein Leben hinter Klostermau­ern und warum er als erfolgreic­her Geschäftsm­ann bei einer Spedition mit 34 Jahren plötzlich „Spediteur Gottes“wurde.

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