Kleine Zeitung Steiermark

Liebchen ade, Scheiden tut weh!

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Ernst Windbichle­r,

Pfarrer in Spittal an der Drau

Wort „scheiden“kommt das Wort „Abschied“. Abschiede sind immer schwer: Abschied von einem Land, von Freunden, von der Gesundheit, von Plänen, viele kleine Abschiede sind es, die jeder durchmache­n muss, bevor der große Abschied kommt, das Abscheiden von dieser Welt, das aber doch auch eine Ankunft bedeutet.

Heute geht es um den Abschied aus einer Beziehung, aus einer sich vor Gottundvor denmensche­n versproche­nen Lebensgeme­inschaft. Auch das tut weh, den Kindern am meisten, für die Ehepartner aber ist es oft eine Erlösung. Weh hat es vorher getan, als die Liebe aufgehört hat, als die Enttäuschu­ngen gekommen sind, als sich gezeigt hat, dass die Erwartunge­n zu hoch gewesen sind, als alles in die Brüche gegangen ist.

Zur Zeit Jesu, da war es einfacher und vor allem auch billiger. Der Mann konnte die Frau aus jedem beliebigen Grund auf die Straße stellen, ohne Abfertigun­g, ohne Scheidungs­anwalt, ohne Gütertrenn­ung. Schließlic­h war sie ja sein Eigentum. Ehebruch konnten immer nur Frauen begehen, niemals die Männer. Mit dieser Praxiswar Jesus natürlich nicht zufrieden und er erinnert daran, dass die beiden von allem Anfang an füreinande­r geschaffen sind.

Es gibt kein Rezept für eine glückliche Ehe. Jemand hat einmal gesagt: Es gibt keine glückliche­n Ehen, es gibt nur Ehen, die täglich glücken. Wo aber Partner aneinander scheitern, wo alles zerbricht, da sollen solchemens­chen wissen: Gerade den Gescheiter­tenistgott­besonders nahe. „Kommt alle zu mir, ihr Mühseligen und Beladenen“, hat er gesagt. Sie dürfen wissen, dass sie bei ihm gut aufgehoben sind, denn auch er hält zu uns, in guten Tagen und bösen Tagen und auch an normalen Tagen, bis unsere Tage einmal einmünden in seine Ewigkeit.

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