Zwei ungleiche Heilige
Papst Franziskus spricht morgen zwei Oberhirten heilig: Erzbischof Óscar Romero, 1980 von der Militärdiktatur El Salvadors ermordet ...
Ein Mensch mag euch befehlen zu töten, aber das Gesetz Gottes ,Du sollst nicht töten‘ steht über dem Befehl des Menschen.“Óscar Romero rief am 23. März 1980 Soldaten und Nationalgardisten auf, die Gewalt gegen die Menschen in El Salvador zu beenden. Eine Militärdiktatur hielt das mittelamerikanische Land gefangen und fürchtete zudem eine Machtübernahme durch die (extreme) Linke. Die geplante Landreform verschärfte die Lage weiter.
Romero hatte in seiner Heimat und Rom Theologie studiert und empfing 1942 die Priesterweihe. Später stieg er die „Karriereleiter“hoch, 1977 wurde er Erzbischof von San Salvador. Am politischen Radar tauchte er all die Jahre nicht auf. Das sollte sich ändern: Zuerst verübt das Militär ein Massaker an Demonstranten, die gegen Wahlmanipulation protestier- ten. Dann wurde ein Freund, der Jesuit Rutilio Grande, ermordet. Für den Erzbischof stand fest: Ermusste seine Stimme für die Armen und Ausgebeuteten erheben. Er tat dies in unzähligen Predigten. Es zeigte Wirkung: 1978 und 1979 wurde er für den Friedensnobelpreis vorgeschlagen. 1980 bekam er den Ehrendoktortitel der Universität Löwen.
Als er zurück in der Heimat an besagtem 23. März zum Ungehorsam aufruft, will die Militärdiktatur nicht mehr zusehen: Am nächsten Tag wird Erzbischof Óscarromero bei der heiligen Messe erschossen. Sein Begräbnis wird zum Manifest des gewaltlosen Widerstands gegen das Regime: Eine Million Menschen reihen sich im Trauerzug ein. Der anschließende Bürgerkrieg soll 75.000 Menschenleben kosten und zwölf Jahre dauern. Romero selbst gilt bald in ganz Südamerika als Heiliger – ab morgen ist er es offiziell.