Philharmoniker im Zwielicht
braucht“. Was sich hinter dieser vagen Formulierung verbirgt, sollte erst im Verlauf der weiteren Entwicklung deutlicher werden. Der Entlassung folgte die Beurlaubung durch diewiener Staatsoper und die Philharmoniker, in deren Reihen der Cellist ebenso spielt.
Der Musiker focht die Entlassung beim Arbeitsgericht an. Die Staatsoper untersuchte den Fall intern und gab an, nichts gefunden zu haben. Seit Saisonbeginn sitzt der Musiker wieder an seinem Pult.
Am Dienstag dieser Woche begann der Prozess vor dem Arbeitsgericht in Wien. Richterin Brigitte Erhart machte den Kläger darauf aufmerksam, dass die ihm zur Last gelegten Vorwürfe im Urteil aufscheinen könnten, Dinge, deren Öffentlichwerden ihm vielleicht nicht recht sein werde. Eine einvernehmliche Lösung lehnte Rektorin Ulrike Sych mit dem Satz ab, sie könne „Machtmissbrauch an jungen Menschen nicht tolerieren“, wie der „Kurier“berichtete.
Welcher Art der „Machtmissbrauch“war, der dem Professor vorgeworfen wird, wurde deutlicher, als die Richterin am ersten Prozesstag zu Wochenbeginn den ersten der zahlreichen Zeugen hereinbat. Ein junger Mann berichtete, der Kläger habe ihn nach einem Vorspiel zur Teilnahme an einer „Meisterklasse in Salzburg“eingeladen. Die vorgeworfenen sexuel- len Übergriffe des Professors schilderte der Zeuge unter Ausschluss der Öffentlichkeit.
Im Zuge der Verhandlung zeigte sich außerdem, dass der Kläger seine für das Verfahren wesentlichen Vermögensverhältnisse nicht offenlegen wollte. Die Richterin bezweifelte nämlich seine Behauptung, er verdiene aufgrund der Entlassung und Dienstfreistellung so gut wie nichts. Dieanwälte versprachen, die Angaben am Freitag nachzuliefern.
Gestern dann die Überraschung. Nach einstündiger Beratung gaben die Anwälte des Klägers und der mdw bekannt: „Das Verfahren zwischenuniversität und Prof. N. wurde im beidseiti- gen Interesse beendet.“Im Klartext bedeutet das, die Entlassung des Musikers wird nicht zurückgenommen.
Ob auch das Hausverbot an der mdw, das über ihn verhängt worden sein soll, aufrechtbleibt, gab ein Sprecher der mdwnicht bekannt. Es sei darüber Stillschweigen vereinbart worden.