Kleine Zeitung Steiermark

„Höhere Preise für höhere Standards“

Geplante Eu-richtlinie gegen unlauteren­wettbewerb lässt Wogen hochgehen. Ministerin wehrt sich gegen Vorwürfe.

- Von Ulrich Dunst

Laut

Plan des Eu-parlaments sollen Handelsket­ten keine Tierwohl- oder Umweltprog­ramme mehr setzen dürfen, die über gesetzlich­e Standards hinausgehe­n. Spar-chef Gerhard Drexel kritisiert das scharf – und auch Ihre Rolle ...

ELISABETH KÖSTINGER: Dass er sagt, ich würde da mitspielen, ist ungeheuerl­ich. Ich verstehe, dass der Handel kein Interesse hat an einer Richtlinie gegen unfaire Handelspra­ktiken. Aber auch ich halte höhere Standards des heimischen Handels für absolut gerechtfer­tigt. Nur möchte ich das Eu-parlament überzeugen, noch einen Passus hineinzuve­rhandeln, dass der Handel auch höhere Preise bezahlen muss, wenn er von Bauern höhere Auflagen fordert.

Geschieht das derzeit nicht?

Beispiel genfreie Milch: Der Handel hat gefordert, dass die Milch in Österreich gentechnik­frei produziert werden muss. Unsere Bauern bekommen im Vergleich zu Ländern, wo das nicht geschieht, aber keinen höheren Preis mehr.

Bei Heumilch oder Bio-eigenmarke­n sieht man aber, dass Handelsket­ten mit höheren Standards ganzen Regionen Aufwind geben.

Absolut. Es gibt Handelsket­ten, die sehr fair und vorausscha­uend im Umgang mit Bauern sind, und es gibt welche, die genau das Gegenteil machen. Daher ist die Richtlinie notwendig.

Wie soll eine Eu-richtlinie das gewährleis­ten?

Sie zielt darauf ab, dass Zahlungen nicht hinausgezö­gert werden, es keine kurzfristi­gen Auftragsst­ornierunge­n gibt, Verträge nicht einseitig verändert wer- den, Molkereien keine Listungsge­bühren zahlen müssen ...

Aber kann eine Richtlinie den Preisdruck, über den sich Bauern häufig beschweren, eindämmen?

Das ist schwierig. Das liegt auch an der Konzentrat­ion, wenn sich in Österreich drei Handelsket­ten 86 Prozent des Marktes teilen. Wettbewerb ist wichtig, aber er muss fair sein. Wenn der Obst- und Gemüseprei­s für Produzente­n ins Bodenlose fällt, aber im Regal noch ein erklecklic­her Preis zu bezahlen ist, dann ist irgendwo derwurm drinnen.

Wann ist die Richtlinie in trockenen Tüchern? Parlament und Staaten sind ja noch weit auseinande­r.

Ich habe das Ziel, dass noch während Österreich­s Ratspräsid­entschaft fertigverh­andelt wird. Und ja, ich gehe davon aus, dass der Passus, dass der Handel höhere Standards setzen darf, drin sein wird – auch im Sinne der Bauern und der Konsumente­n. Wir werden dafür kämpfen und dafür, dass diese auch preislich abgegolten werden.

Kann Österreich auf nationaler Ebene etwas tun?

Derzeit kann man bei der Wettbewerb­sbehörde nur kartellrec­htlich Beschwerde einlegen. Wir wollen Bauern die Möglichkei­t geben, anonym zu melden, wenn sie preislich erpresst werden. 1,50 1,00 Woche

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APA, KK

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