Kleine Zeitung Steiermark

Verurteilt wegen Bettelns mit

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Bettler stand in Graz vor Gericht, weil er vortäuscht­e, auf Krücken angewiesen zu sein. Der Spendenfre­udigkeit tat es gut.

Angeklagte sieht irgendwie nicht so aus wie einer, der für „schweren gewerbsmäß­igen Betrug“mit einem Schaden von mehr als 5000 Euro infrage kommt. Der rumänische Bettler (36) – „Zu Hause arbeite ich, schwarz“, versichert er treuherzig – soll zumindest vier Jahre lang in Graz und anderen Orten vorgetäusc­ht haben, dass er unter einem körperlich­en Gebrechen leidet und auf Krücken angewiesen ist.

Vor Gericht erscheint er mit einerkrück­e. Sie ist so kurz eingestell­t, dass sie zwangsläuf­ig eine gebückte Haltung und einen hinkenden Gang verursacht.

Die Idee wurde geboren, als ihm seine Frau am Telefon sagte, sie könne für sich und ihre Kinder kein Essen kaufen, erzählt er unter Tränen. Und siehe da: Zu Beginn, als er „nur saß“, verdiente er ein bis drei Euro pro Tag, seit er sich mit Krücke durch die Straßen schleppte, plötzlich 10 bis 15.

„Sie haben auch heute eine Krücke mit, brauchen Sie jetzt eine oder nicht?“, fragt Richterin Julia Riffel. „Ich habe Bluthochdr­uck“, setzt er an und bietet der Richterin als Beweis dafür seine Blutdruckt­abletten an, Alfred Lobnik die er eingesteck­t hat. Vergeblich, sie will sie nicht sehen.

„Sie wissen schon, dass Sie die Spendenfre­udigkeit der Menschen ausnützen“, sagt die Richterin. „Sie schaden auch Ihrem Stand und bringen die in ein schlechtes Licht, die wirklich ein Gebrechen haben“, ermahnt sie ihn. Das versteht er schon, „aber das war nicht der Grund, warum ich die Krücke genommen habe“. An dem Punkt erklärt ihm die Richterin, dass ein Geständnis nur dann strafmilde­rnd ist, wenn man es nicht zurücknimm­t. „Ich hätte sitzen bleiben sollen“, sagt er einsichtig. – „Und jetzt? Betteln Sie noch immer mit Krücke?“– „Nein!“Aber da fragt Staatsanwa­lt Christian Kroschl schon nach:„wieso haben Sie diekrücke dann dabei?“– „Ich weiß es nicht.“

wird der Angeklagte zu zweimonate­n bedingt wegen einfachen Betrugs. Mit 150 bis 200 Euro promonat liegt er unter der relevanten­wertgrenze. „Die Krücke legen Sie ambesten gleichweg. Wenn Sie es wieder machen, gehen Sie wahrschein­lich ins Gefängnis.“– „Ich habe verstanden“, versichert er, stützt sich auf seine Krücke und hinkt hinaus.

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