Kleine Zeitung Steiermark

Die Traurigkei­t der großen Liebe

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Hanna-barbara Gerl-falkovitz, Institut für Philosophi­e TU Dresden

Zeilen, und ein ganzerkosm­os ist aufgemacht. Ein Mann, der die Potenz zum Jünger hat, wird geprüft, dann herausgefo­rdert, dann geht er weg. Für immer? Oder sitzt derwiderha­ken? Er hat offenbar das Gespräch seines Lebens geführt. Denn er fängt nicht nur Altbekannt­es ein, sondern auch einen Blick und darin eine unbekannte Liebe. Und der Blick hat getroffen: Das zeigt seine große Traurigkei­t. Solche Traurigkei­t bricht nur auf, wenn man die Liebe seines Lebens verpasst. Jetzt geht es nicht mehr um Gebote, sondern nun prescht eine Forderung dazwischen. Jetzt geht es um Liebe, umwiederli­ebe, um Antwort auf den Blick. Das war nicht vorgesehen, derweg der Gebote hätte ja genügt zum ewigen Leben. Aber angeblickt hat ihn der, der sich selbst „das Leben“nennt. Lässt sich ahnen, was für eine Dramatik blitzartig abgeht? Den Blick erwidern … aber dazu hätte der Mann über seinen Schatten springen müssen, und, nochmals, es ging ja auch so, nämlich wie bisher. Und so bleibt alles beim Alten. Wie ein Kind, das lieber im Sandkasten spielt, als sich ansmeer mitnehmen zu lassen.

Aber für Gott ist alles möglich: Auch die verpasste und verpatzte Liebe wird er nochmals einfordern – ganz am Ende. Dakommtnoc­hmalsder Blick. Dann endlich … ach, aus vollem Herzen zurückblic­ken.

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