Kann man überhaupt sagen, dass man seit zwölf Jahren zuckerfrei ist? Man weiß ja nie, ob einem in einem Lokal selbst bei salzigen Speisen nicht doch Zucker untergejubelt wird.
ANASTASIA ZAMPOUNIDIS: Ich habe einmal einen Schluck gezuckerte Sojamilch in einem Café getrunken, die mir als zuckerfrei verkauft wurde, und eine Gabel Salat mit vermeintlich zuckerfreiem Dressing gegessen. Ich schmecke das sofort. Aber von einer so verschwindend geringen Menge passiert kein Rückfall. Und um das Unterjubeln zu vermeiden, speise ich in Lokalen sehr puristisch und habe auch sonst immer etwas zu essen dabei.
Sie bezeichnen einen Besuch bei einer Tcm-ärztin als Ihre „Anastasis“. Warum war das für Anastasia Zampounidis eine Art Auferstehung?
Die Ärztin hat sofort erkannt, dass mein Körper durch den vielen Zucker völlig aus der Balance geraten war, und empfahl mir, Industriezucker aus meinem Speiseplan zu verbannen. Für mich war dieser Praxisbesuch 2006 tatsächlich meine ganz persönliche „Anastasis“, da ich seitdem eine völlig neue Lebensqualität erlangt habe.
Welche körperlichen Auswirkungen hatte Ihr jahrelanger hoher Zuckerkonsum genau?
Ich fühlte mich schlapp am Morgen und dann kam das Nachmittagstief. Ich hatte zwar keine Problemhaut, aber regelmäßig einen Pickel hier und da und Cellulite. Und ich hatte diese unsäglichen Heißhungerattacken, täglich und noch schlimmer einmal im Monat aufgrund der hormonellen Schwankungen. Die miese Laune war auch sehr belastend. Krämpfe konnte ich damals nur mit starken Schmerztabletten dämpfen. Das alles ist durch denzuckerverzicht Geschichte.
Im Gegensatz zum ersten Buch ist das neue ein Kochbuch. Haben Sie schon immer gerne gekocht oder entstand die Begeisterung fürs Kochen aus der Not, weil zuckerfreie Speisen, als Sie mit der Ernährungsumstellung begannen, kein großes Thema waren?
Ich habe 37 Jahre lang gar nicht gekocht. So viel zu meiner Vorliebe. Mit dem Zuckerverzicht musste ich aber damit anfangen – und es vor allem auch erst einmal lernen.
Datteln sind die einzige Süße in Ihrem Leben und Ihren Rezepten. Warum? Kokosblütenzucker oder Reissüße etwa wären ja auch kein Industriezucker.
Kokosblütenzucker kann man als Übergang für rund drei Mo- nate verwenden, wenn man es nicht schafft, vom Industriezucker loszukommen. Aber dann sollte man auch ihn verbannen. Jede extreme Süße würde mich wieder auf die Intensität von Industriezucker zurückkonditionieren. Jeder natürliche Zucker in seinem natürlichen Kontext aber – wie etwa ein Apfel oder eine getrocknete Dattel – ist für mich in Ordnung. Zum einen kommt nicht nur Fruchtzucker extrahiert auf uns zu, es sind alle Vitamine, Mineralien und Ballaststoffe, die uns satt machen. Und zum anderen reguliert der Körper die Zuckerzufuhr von allein: Früher konnte ich eine Tafel Schokolade auf einmal essen. Heute wird mir von fünf Datteln fast schlecht.