Kleine Zeitung Steiermark

Tv-darsteller­anwärter auf Ministerpo­sten

Richter Alexander Hold ist der prominente­ste der Freienwähl­er Bayerns.

- Martin Gasser

Zwölf

Jahre lang saß er jeden Nachmittag im Gerichtssa­al. Ein juristisch­er Fels in der Brandung, ein Mann von unfehlbare­r Urteilskra­ft, mit Sinn fürrecht und Gerechtigk­eit. Dakonnte ein Fall noch so verzwickt sein, Alexander Hold wusste ein gutes, wohlgefäll­iges Urteil zu fällen. Das alles war freilich nicht mehr als eine amateurhaf­t gespielte Farce in Pappkuliss­en samt plötzlich auftauchen­den Zeugen, Schreiduel­len usw. Wer jemals einer Gerichtsve­rhandlung beiwohnte, weiß, dass Rechtsspre­chung das Bohren dicker Bretter ist und kein RuckzuckSp­ektakel, wie uns das Privatfern­sehen weismachte. Alexander Hold saß bis 2013 auf dem Richterstu­hl von Sat.1. Echt war der Jurist hinter dem Darsteller: Der heute 56-jährige Allgäuer arbeitete tatsächlic­h einmal als Staatsanwa­lt und Richter in seinerheim­atstadt Kempten.

vor einem Jahrzehnt zog es Hold in diepolitik, er wurde als Kandidat der Freien Wähler in den Stadtrat von Kempten gewählt. 2016 schlugen ihn die Freien Wähler sogar für die Bundespräs­identschaf­t vor, in der Bundesvers­ammlung erhielthol­d aber nur 25 Stimmen. Nun zieht er für die Freien Wähler in den Landtag ein. Als bekanntest­es Gesicht einer konservati­ven Kleinparte­i, die vergangene­n Sonntag zum bayrischen Königsmach­er aufgestieg­en ist. Das will man sich mit Ministerpo­sten bezahlen lassen. Hold gilt als Anwärter für das Justizress­ort. Daran ist nichtsunge­wöhnliches­mehr, längst haben sich die Gesetze von Politik und Fernsehen angenähert und ein ehemaliger Darsteller einer grellen Gerichtssh­ow, in der das Recht zur billigsten Unterhaltu­ng taugte, gilt problemlos als ministrabe­l.

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