Kleine Zeitung Steiermark

Was der U-ausschuss bisher gebracht hat

- Von Georg Renner

Keine „smoking gun“, aber „ein bisserl viele Zufälle“: Der Bvt-untersuchu­ngsausschu­ss spitzt sich zu.

Es war nur ein kurzer Moment in dem stundenlan­genverhör von Martinw., dem ehemaligen Leiter der Abteilung Nachrichte­ndienst im BVT, durch den parlamenta­rischen Untersuchu­ngsausschu­ss am Dienstag. Peter Pilz wollte Details über eine vonw. angedeutet­e parteipoli­tische Einflussna­hme auf die BVT-ERmittlung­en rund um den SPÖnahen Anwalt Gabriel Lansky erfahren: „Welche Partei wollte Ergebnisse gegen wen?“, herrschte Pilz den Zeugen durch das Mikrofon an. W. lehnte sich imsessel zurück, hob ein wenig hilflos die Hände und deutete mit einem überrascht­en Ausdruck im Gesicht an: „Ja, eh“– als ob die Frage wäre, ob der Himmel blau ist, als ob irgendjema­nd im Raum nicht wüsste, um welche Parteien es ginge, um ÖVP und SPÖ und deren Vertraute.

die in vielerlei Weise ikonisch für den Themenkomp­lex um das Bundesamt für Verfassung­sschutz und Terrorismu­sbekämpfun­g – und um die Ermittlung­en gegen manche Beamte dort – stehen kann. Viele, viele Vorgänge, bei denen sich der gelernte Österreich­er seinen Teil denken mag, wer dabei welche Absicht verfolgt haben könnte – aber klar belegt davon ist bisher wenig.

Zweieinhal­b Monate nachdem der U-ausschuss seine Befragunge­n aufgenomme­n hat, sind zwar viele Details klarer geworden, viele plastische Aussagen aufgetauch­t – aber eine „smoking gun“, ein Beweis, dass hier politische­r Missbrauch getätigt wurde, steht bisher aus. Im Wesentlich­en stehen einander noch immer zwei Erzählunge­n gegenüber.

Die eine wird vor allem von Fpö-politikern erzählt: Beamte des BVT seien mit Hinweisen beim Kabinett von Innenminis­terherbert Kickl (FPÖ) vorstellig geworden, dass es im BVT eine Fülle von Missstände­n gebe. Unter anderem sollen Spitzenver­treter des Amtes und des Ministeriu­ms mit geheimen Daten äußerst freigiebig umgegangen sein, diese auch an Medien gespielt haben. Außerdem soll es durch Övp-nahe Kreise im Ministeriu­m – seit Ernst Strassers Antritt 2000 unter Övp-führung – immer wieder politische Interventi­onen bei Ermittlung­en gegeben haben.

Kickls Generalsek­retär Peter Goldgruber habe dann, als bra- ver Beamter, der nur das Interesse habe, die Sache aufzukläre­n, diese Beamten der Wirtschaft­s- und Korruption­sstaatsanw­altsschaft empfohlen. Staatsanwä­ltin Ursula Schmuderma­yer habe dann auf Basis dieser Aussagen unter anderem die Hausdurchs­uchung im BVT am 28. Februar angeordnet, die vom Oberlandes­gericht Wien später als rechtswidr­ig aufgehoben wurde. Grundsätzl­ich seien die Ermittlung­en aber der massiven Vorwürfe gegen das BVT wegen berechtigt gewesen.

verbreitet zumindest von Teilen der Opposition, lässt sich mit dem plakativen Begriff zusammenfa­ssen, den Pilz für den ersten Teil der Untersuchu­ng gegeben hat: „Der Sturm auf das BVT“.

Demnach hätte die FPÖ nach ihrer Machtübern­ahme sofort das Ziel gehabt, in den Verfassung­sschutz einzudring­en – wo auch das Extremismu­sreferat angesiedel­t ist, das etwa die Ermittlung­en gegen ideologisc­h der FPÖ am nächsten stehende Rechtsextr­eme führt.

Die „Trägerrake­te“für dieses Eindringen wäre ein anonymes Konvolut wilder Vorwürfe gegen Bvt-beamte gewesen, das 2017 die Ermittlung­en rund um das Bundesamt eingeleite­t hatte. Dieses Konvolut hätte Kickls Kabinett mit Zeugen „aufgefette­t“, um besagte Hausdurchs­uchung zu erzielen – für die gezielt eine Polizeiein­heit ausgewählt worden war, die unter Leitung eines Fpö-lokalpolit­ikers stand – und bei der Razzia selbst äußerst großzügig mit dem Durchsuchu­ngsauftrag umging. Eindeutige Beweise für eine der beiden Varianten – oder, was auch denkbar ist, dass beide zumindest teilweise zutreffen – gibt es bisher nicht, wohl aber eine Reihe von Indizien: Zeugen, die aus unterschie­dlichen Gründenzum­kabinett kamen; das „Konvolut“, das ein Unbekannte­r einem der Zeugen in den Briefkaste­n seines Hauses inwienerne­ustadt geschmisse­n hat; die Freundin einer Övp-ministerin, die überrasche­nderweise eine Analystens­telle in der Nachrichte­ndienst-abteilung bekommen hat.

Övp-fraktionsf­ührer Werner Amon sprach gestern von „ein bisserl vielen Zufällen“. Es wartet jedenfalls noch viel Arbeit auf den Ausschuss.

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FPÖ, sieht durch die gestrigen Aussagenbe­stätigt, dassdie Vorwürfe so schwerwieg­end waren, dass dem Kabinett Herbert Kickls „nichts anderesübr­iggebliebe­nist, alsdie Staatsanwa­ltschaftda­mitzu beschäftig­en“.
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