„Auf demweg nach Europa“
Bundespräsident Alexander Van der Bellen besucht heute und morgen Serbien. Vor dem Treffen der Amtskollegen baten wir Serbiens Präsident Aleksandar Vucˇic´ zum Interview.
mand sagt, lasst uns die Grenzen festlegen. Lasst uns diese Grenze ziehen, damit wir Frieden und Stabilität die nächsten hundert Jahre haben.
Zweifellos gibt es informelle Gespräche zur Lösung des Kosovo-konflikts. Worüber wird da gesprochen, auch über die Grenzfrage, aber wahrscheinlich auch über viele andere Fragen?
In informellen Gesprächen sprechen wir über alles, jeder präsentiert seine Ideen. In informellen Gesprächen redet man über die Zukunft, bleibt man nicht in dervergangenheit, spricht darüber, was erreicht werden muss. Denn viel wichtiger als die Grenze ist ein Gesamtpaket. Dazu zählen der europäischeweg Serbiens, die Sicherheit der Bewohner im Kosovo, die Fragen des Eigentums, der Rückkehr von Flüchtlingen und Vertriebenen, der serbischen Firmen, der Schulen und Krankenhäuser, der Klöster. Das sind viele Fragen, die es zu lösen gilt, ehe wir zur Frage der Grenze kommen. Ich fürchte, dass heute nurwenigepersonen in der Region und weltweit irgendetwas lösen wollen. Alle warten auf bessere Zeiten, die aber nicht kommenwerden, das ist nur eine Ausrede und eine Rechtfertigung für Untätigkeit. Das ist am leichtesten, doch ich bin gegen leichte Lösungen.
Wie bewerten Sie generell den Dialog zwischen Belgrad und Prishtina unter Federführung der EU? Die Gespräche dauern bereits fünf Jahre, mehr als ein Jahr gibt es praktisch keine Fortschritte.
Am leichtesten ist es zu sagen, dass die Gespräche nichts gebracht haben. Doch in den fünf Jahren haben wir, von vereinzelten Zwischenfällen abgesehen, Frieden und Stabilität bewahren können. Das ist das wichtigste Ergebnis auch für alle, die im Kosovo leben, für die Serben und die Albaner. Verhandlungen sind die einzige Option, eine andere gibt es nicht. Dazu zählt auch das Bestreben, Verständnis für unsere