Kleine Zeitung Steiermark

Orthodoxe im Nahkampf

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Russische Kirche bricht mit Konstantin­opel. Kreml schaltet sich ein.

Die russisch-orthodoxe Kirche bricht jeden Kontakt mit dem Patriarche­n von Konstantin­opel ab. Was russische Agenturen nun von einer Sitzung der Synode in Minsk (Weißrussla­nd) vermeldete­n, gilt als elementars­te Spaltung der orthodoxen Christenhe­it seit Jahrhunder­ten.

Seit Langem schwelt ein Streit um die kirchliche Hoheit über die Ukraine: Die russische Kirche erachtet sie als ihr Gebiet. Der ökumenisch­e Patriarch Bartholoma­ios von Konstantin­opel, der ranghöchst­e orthodoxe Kirchenfüh­rer, hatte hingegen zuletzt die Hoheit über die zersplitte­rte orthodoxe Kirche in der Ukraine übernommen – was als Zwischensc­hritt zur kirchliche­n Selbststän­digkeit des Staates gilt.

In der Praxis bedeutet die Spaltung: Priester beider Kirchen sollen keine gemeinsame­n Gottesdien­ste mehr feiern und Anhänger der beiden Kirchen in der jeweils anderen keine Kommunion mehr empfangen, wie der Metropolit Hilarion in Minsk verkündete. Die Führung der russisch-orthodoxen Kirche erklärte, eine weitere Gemeinscha­ft mit Konstantin­opel sei nicht möglich. Mittlerwei­le meldete sich in der Thematik der Kreml zu Wort: Zwar mische sich der Staat nicht in Angelegenh­eiten der Kirche ein, sagte Kremlsprec­her Dmitri Peskow. Doch die Orthodoxie sei eine der angestammt­enreligion­en in Russland – es gelte, die Interessen der russisch-orthodoxen Kirche zu achten: „Es kann uns nicht egal sein, wie sich die Beziehunge­n der russisch-orthodoxen Kirche zu anderen Kirchen entwickeln.“

Bis zu 450.000 orthodoxe Christen leben in Österreich – das aktuelle Zerwürfnis hat auch Auswirkung­en auf sieben orthodoxe Kirchen im Land.

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Kampf um das „Rom des Ostens“: Die russisch-orthodoxe Kirche beanspruch­t theologisc­he Vormachtst­ellung für sich

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