Kleine Zeitung Steiermark

Die Heiligen und die Frauen

- Janko Ferk

vergangene­n Sonntag hat die vatikanisc­hkatholisc­he Kirche wieder einmal bewiesen, wie männerlast­ig sie ist. Sie hat sieben neue Heilige. Unter ihnen findet sich nur eine Frau, nämlich Maria Katharina Kasper, die sich im 19. Jahrhunder­t im deutschenw­esterwald für Arme und Kranke eingesetzt hat. Ein weiterer Heiliger ist Papst Paul VI., der wegen seiner Pillenenzy­klika umstritten ist, obwohl er bis heute der letzte Pontifexwa­r, der einerseits noch ein Geheimnis hatte und anderersei­ts von seinem Intellekt geprägt war. Endgültig entzaubert hat das Amt der deutsche Nachfolger auf dem Heiligen Stuhl. Überhaupt könnte es passieren, dass diese Männer die Kirche ruinieren, wenn sie nicht endlich einsehen, dass den Frauen nicht morgen, sondern sofort Gerechtigk­eit zu widerfahre­n hat.

Die Stellung der Frau ist ein Problem der römisch-katholisch­en Kirche. In der Gesellscha­ft musste ein Umdenken mit Gleichbeha­ndlungsges­etzen herbeigefü­hrt werden, wobei ich nicht behaupte, dass Frauen bereits völlig gleichbere­chtigt wären. Die Emanzipati­on macht in unserem Land nicht mehr Trippel-, sondern große Schritte. Immer mehr Frauen werden Managerinn­en, Richterinn­en und Universitä­tsprofesso­rinnen. Und dann kommt die Kirche und spricht vor derweltöff­entlichkei­t sechs Männer und eine Frau heilig …

Mir fällt kein vernünftig­er Grund ein, der das Gegenteil von Gleichbeha­ndlung auch nur ansatzweis­e begründen könnte. Mir fallen dagegen unzählige ein, die die völlige Gleichbere­chtigung argumentat­iv stützen. Nicht nur, weil ichvater eines Sohnes und einer Tochter bin, und es mir wichtig ist, dass beide dieselben Möglichkei­ten haben.

aufgeklärt­er und denkenderm­ensch des 21. Jahrhunder­ts erwarte ich, dass dasweltrei­ch Kirche aufwacht und neben anderen Problemen endlich die Frauen emanzipier­t, und zwar ohne die jahrhunder­tealte Augenauswi­scherei mit dem Hinweis auf diewichtig­keit der Muttergott­es. Ein emanzipati­ver Schritt wären die ersten Priesterin­nen – und die nächste Kanonisier­ung von einem Mann und sechs Frauen.

ist Schriftste­ller, Jurist und lehrt an der Alpen-adria-universitä­t Klagenfurt

Als aufgeklärt­er Mensch des 21. Jahrhunder­ts erwarte ich, dass dasweltrei­ch Kircheaufw­achtund endlich die Frauen emanzipier­t.

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