Der Stoff, aus dem die Aufregung ist
Gebot, Verbot, Widerstand und ModeAccessoire: Eindrucksvoll beleuchtet eine Sonderausstellung im Wiener Weltmuseum das Kopftuch zwischen Historie, Religionen, Politik und Mode.
strammsten Verfechter dieses Tuchs. „Der Schleier ist ihr Joch“, gab er als Sitte vor. Alle Frauen sollten sich als Abbild der büßenden Sünderin Eva verhüllen. Jahrhundertelang befolgten Christinnen dieses Gebot. Es sollte sich, aufgeladen mit unterschiedlichen Bedeutungen, bis in die 1950er halten.
Während des autoritären „Ständestaates“und im Nationalsozialismus sind Dirndl und Kopftuch aus der politischen Ästhetik nicht mehr wegzudenken. Jüdinnen, die davor das Tuch hochhielten, wurde das Tragen verboten. In der Tourismuswerbung kam fortan kein Sujet ohne eine kopfbedeckte Frau vor Alpenkulisse aus.
Das Kopftuch als modisches Accessoire befeuerten späterhin Stilikonen wie Jackie Kennedy, Grace Kelly oder Audrey Hepburn – gerne im Cabrio sitzend
abgebildet. Derweil musste man im Orient Kopftuchträgerinnen suchen. Schnell ist klar: Die eine Bedeutung für dieses Stück Stoff existiert nicht.
Die „Vielstimmigkeit“bildet die Schau spannend ab. Neben historischen Details und Anekdoten erzählen auch die Arbeiten von 17 Künstlern oder Kollektiven von ihrer Sicht aufs Kopftuch. Susanne Bisovsky rückt Haute-couture-modelle mit Kopfbedeckung in den Fokus, G.R.A.M. steuert das sinnliche fotografische Bazar-panorama „Sharp Dressed“bei und Nilbar Güres thematisiert den Missbrauch von Muslimas im Wahlkampf in einem Video.