Gehoben ungehobelte Sprachartistin
Die Viel-mehr-als-kabarettistin Lisa Eckhart erhält den „Salzburger Stier“.
Es
muss aufhören, dass Kinder unsere Kleider nähen. Kinderarbeit ist Ausbeutung, sicher. Aber viel schlimmer: Es ist Stümperei.“– „Die Grenzen einer Frau sind wie die Grenzen von Polen, die legt jeder anders aus.“–
„Ich esse nur Fleisch von Tieren aus Massentierhaltung. Keine glücklichen Tiere, sondern die, die sterben wollen. Das nennt man Humanismus.“
Sätze, die sitzen wie Lisa Eckharts Frisur. Das Publikum, noch zusätzlich vom arroganten Auftreten und der atemberaubend extravaganten Kleidung der Künstlerin eingeschüchtert, lacht oft eher aus kollektiver Verlegenheit. Und auch nicht immer an den richtigen Stellen.
Mit zwei Programmen – „Als ob
Sie Bessereres zu tun hätten“und
„Die Vorteile des Lasters“– ist die 26-jährige Leobnerin indenletztendrei Jahren zum viel bejubelten Shootingstar der Kabarettszene aufgestiegen. Dabei hat die ehemalige Poetry-slammerin, die man vielleicht am ehesten als Sprachartistin bezeichnen könnte, die Grenzen des Kabaretts längst pulverisiert. Was nichts daran ändert, dass ihr derzeit ein Preis nach dem anderen in die perfekt manikürten Hände gedrückt wird: Förderpreis des Österreichischen Kabarettpreises, Prix Pantheon, Förderpreis des Deutschen Kabarettpreises und nun der Salzburger Stier – den wichtigsten Kabarettpreis im deutschsprachigen Raum erhält Eckhart im Mai 2019 neben Gerhard Polt (Lebenswerk). „Ihre satirischen Analysen sind präzise formuliert und können einmal poetisch, dann wieder deftig ausfallen“, schwärmt die Jury in der Begründung. Anders gesagt: So gehoben ungehobelt tritt derzeit niemand auf.