Kleine Zeitung Steiermark

Nachts, wenn diewölfe kommen

- Von Stefan Winkler aus Bozen

Südtirol wählt am Sonntag einen neuen Landtag. Das Land unter dem Brenner gilt als Vorbild für die Lösung ethnischer Konflikte in Europa. Doch die Debatte um den Doppelpass lässt alte Wunden aufbrechen.

gebrochen. Und da steht er jetzt mitten im Getümmel, ein Bär von einem Mann, zwischen schnaubend­em Grauvieh aus dem Pustertal, bockigen Kälbern aus Abtei und milchstrot­zenden Mutterkühe­n aus dem Vinschgau. „Sessanta, sechzig, settanta, siebzig, ottanta, achtzig“, schallt es aus den Laut- sprechern in der Versteiger­ungshalle. Zweisprach­igkeit als gelebte Normalität. Viele Händler sind aus dem Trentino und bieten eifrig mit, während Pfeifer draußen vor der Tür darüber sinniert, ob er das Vieh nächstes Jahr wieder auf die Alm treiben soll oder es wegen der Wolfsgefah­r bleiben lässt.

Seit Monaten erhitzen die räuberisch­en Vierbeiner südlich des Brenners die Gemüter. Erst Anfang September haben sie wieder zugeschlag­en und auf der Plose bei Brixen ein halbes Dutzend Schafe gerissen. Untätigkei­t werfen die Almbesitze­r dem Land vor, aber Bozen sind die Hände gebunden, da man in Brüssel und Romvon einer Aufweichun­g des Wolfsschut­zes nichts wissen will. Für die Süd-tiroler Freiheit ist das in einemwahlk­ampf, der bisher träge dahindümpe­lte, ein gefundenes Fressen. „Der Wolf hat keinen Platz in unserem Land“, fordert die rechte Kleinparte­i. ber wären es doch nur die Wölfe, die die Menschen in Unruhe versetzen! Größere und gefräßiger­e Raubtiere auf zwei Beinen streifen in diesen Tagen durchs Land. Und die Ängste, die sie schüren, haben nicht nur das

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Unter den Arkaden von Neumarkt im Südtiroler Unterland. Zweisprach­igkeit ist hier gelebte Normalität
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