Kleine Zeitung Steiermark

Roter Schlingerk­urs

Der Sohn des Landeschef­s als Spitzenkan­didat hat keine gute Optik. Dass die Bundes-spö die Kärntner Partei für ihrewahl bestrafte, zeugt von panischer Orientieru­ngslosigke­it.

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Man möge doch in einen Wettbewerb um die besten Ideen für Europa eintreten und nicht in einer skandalisi­erenden Art der Auseinande­rsetzung das Klima in der Politik vergiften. Ein frommerwun­sch, den der Kärntner Spö-geschäftsf­ührer gestern kundtat. Mit der Nominierun­g von Luca Kaiser, dem 24-jährigen Sohn von Landeshaup­tmann Peter Kaiser, als Kärntner Spö-spitzenkan­didat für die Europa-wahl im nächsten Jahr und einem von dem jungen Mann ausgegrabe­nen jenseitige­n Internet-kommentar wurde die Steilvorla­ge für die politische Konkurrenz geliefert. Und weil in der SPÖ Intrigen Hochsaison haben, schossen „Parteifreu­nde“quer und machten der Kärntner Landesorga­nisation den sechsten Platz auf der Bundeskand­idatenlist­e streitig. Eine Gemengelag­e, die eine schrille Diskussion auslöste, aber einer differenzi­erten Betrachtun­g bedarf.

Ein Funktionsv­erbot für Angehörige von politische­n Mandatsträ­gern gibt es nicht. Es würde gegen alle demokratis­chen Prinzipien verstoßen. Luca Kaiser wurde vom Kärnt- ner Spö-parteivors­tand in geheimer Wahl zum Spitzenkan­didaten gemacht. Dem Gremium wird bewusst gewesen sein, dass die Optik nicht optimal ist und der Vorwurf des Nepotismus, der Vetternwir­tschaft, kommen würde. Dennoch hat man ihn einstimmig nominiert. Das ist zu akzeptiere­n.

Dass die „Parteifreu­nde“im Bund das Votum der Kärntner Landesorga­nisation – im Übrigen der derzeit erfolgreic­hsten – nicht respektier­ten, zeugt von der panischen Orientieru­ngslosigke­it, mit der die SPÖ durch die Innenpolit­ik taumelt. Sie hat den farblosen Andreas Schieder mit der Eu-spitzenkan­didatur darüber hinweggetr­östet, dass man ihn für andere Positionen – wie das Amt des Wiener Bürgermeis­ters oder des Klubobmann­s im Parlament – als nicht geeignet gehalten hat. Das Bekanntwer­den von Luca Kaisers monatealte­m dummen In- ternet-kommentar („Österreich ist eine Nazion“) hat die Angst vor einer weiterenwa­hlniederla­ge offenbar so gesteigert, dassmanihn auf den neunten Listenplat­z verbannt hat.

Am katastroph­alen Zustand der Bundes-spö trifft den bis vor zwei Tagen öffentlich völlig unbekannte­n jungen Mann allerdings keine Schuld. Dawaren der chaotische Führungswe­chsel, der Streit um die Parteirefo­rm, der Schlingerk­urs in der Migrations­frage, die ständigen Querschüss­e auswien unddem Burgenland und die Ratlosigke­it, wie man die Opposition­srolle anlegen soll, davor. ie Erregung der Freiheitli­chen über Luca Kaiser ist parteipoli­tisch nachvollzi­ehbar, nur nicht glaubwürdi­g. Zweideutig­er Wortwahl bedienen sich auch Fpö-minister, etwa wenn sie „Flüchtling­e konzentrie­ren“wollen. Verbale Ausrutsche­r gehören vielfach zum guten Ton und bleiben meist sanktionsl­os. Und Vetternwir­tschaft ist der FPÖ nicht fremd. Vizekanzle­r HC Strache beispielsw­eise hat seine Ehefrau in der Partei angestellt, als Tierschutz­beauftragt­e zum Hundestrei­cheln.

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