Muthspiel gründet Orjazztra Vienna

Der Komponist und Dirigent Christian Muthspiel (56) überrascht mit einem 18-köpfigen Jazzorchester.

ChristianMuthspiel sitzt gern zwischen den Stühlen. Wo etwa seine Signations für Ö 1 entstanden. Aber der viel beschäftigte Dirigent und Komponist hatte auch immer schon viel Jazztosteron in seinem Organismus. Jazzbands sonder Zahl standen unter seiner Fuchtel, zuletzt sein DuoProjekt mit demweltklassebassisten Steve Swallow.

Jetzt vertraute uns der gebürtige Judenburger den Masterplan für seinen „Schwerpunkt der nächsten Jahre“an: das Orjazztra Vienna. Unter strengster Geheimhaltung hatmuthspiel der Ältere ein 18-köpfiges Jazzorchester gegründet, das er ausdrücklich nicht als Big Band bezeichnen möchte, da ihm dabei „zu viele Klischees auftauchen“, die er unbedingt vermeiden möchte. Aber „es wird sehr grooveorientiert“, wie man schon aus der Besetzung mit zwei (!) Schlagzeugern und zwei Bassisten schließen kann. Dennochsei die Richtung „ein sehr kultivierter, akustischer Orchesterklang“, der Muthspiels Arbeit als klassischer Dirigent mit dem Jazz verbinden soll. Rekrutiert hat der Pianist und Posaunist das Orjazztra Vienna vornehmlich aus jungen Musikern der heimischen Szene, wobei der hohe Frauenanteil augenfällig ist. Einzig der renommierte Saxophonist Gerald Preinfalk hebt sich da quasi als alter Haudegen hervor. Mit Mario Rom und Gerhard Ornig wurden die zwei führenden steirischen Spitzentrompeter einberufen.

Der 56-Jährige möchte die Tradition der Großformationen im zeitgenössischen

Jazz – siehe Gil Evans, Carla Bley, Maria Schneider – weiterdenken und so „in Österreich wieder eine langfristig agierende Großbesetzung schaffen, die auch international Gewicht bekommen soll“. Das Tor dazu steht jedenfalls bereits offen, wird doch das Orjazztra Vienna beim 40. Jazzfestival Saalfelden am 24. August 2019 seine Premiere feiern. Danach stehen bereits Konzerte ininnsbruck, Linz, Salzburg, Graz, Dornbirn, Budapest und sechs Abende im Wiener Porgy & Bess fest. Otmar Klammer Christian Muthspiel